Neuer Handball-Chef Bauer: Trittsteine legen
Düsseldorf (dpa) - Als achter Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) steht Bernhard Bauer vor großen Aufgaben. Davor hat der 62 Jahre alte Jurist Respekt.
Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erläutert der Ministerialdirektor im Ruhestand, wie er die Nationalmannschaften auf Erfolgskurs bringen will, was er in den ersten 100 Tagen Amtszeit erreichen will und warum eine Männer-WM 2019 in Deutschland stattfinden soll.
Frage: Sie sind seit wenigen Stunden Präsident des weltgrößten nationalen Handball-Verbandes. Wie fühlt sich das an?
Antwort: Ich sehe die große Herausforderung und die Aufgaben, die vor uns stehen. Deswegen habe ich ein wenig Respekt. Aber ich stehe auch durchaus mit viel Zuversicht hier, weil ich sehe, dass wir eine gute Mannschaft haben, mit der wir einiges erreichen können, wenn wir wirklich alle an einem Strang ziehen. Die Voraussetzungen sind gut. Es sind kompetente Leute. Alle wollen, dass im Handball nicht nur etwas vorwärtsgeht, sondern wir im Handball wieder dort hin gehören, wo wir eigentlich sein müssten: in der Weltspitze.
Frage: Der Großteil des Präsidiums ist neu. Wie bekommt man jetzt möglichst schnell alle unter einen Hut?
Antwort: Dafür haben wir schon Gespräche vorher geführt. Das sind ja alles Leute, die mit dem Handball eine gewisse Erfahrung haben oder im Beruf gewisse Erfahrung haben, die die Probleme kennen. Und wenn man in der Sache orientiert ist, also wirklich nicht irgendwelche Wunschgedanken hat, dann glaube ich, dass gerade hier aufgrund der Kompetenz schnelle Entscheidungen auch möglich sind.
Frage: In der Politik gibt es die 100-Tage-Frist. Was wollen Sie in den ersten 100 Tagen erreichen?
Antwort: Ich bin kein Politiker. Deshalb halte ich mich auch nicht unbedingt an solche Fristen. Uns ist wichtig, dass wir jetzt schon die Trittsteine legen, damit wir über 100 Tage hinaus erfolgreich arbeiten. Wir werden sicherlich das sportliche Tableau recht schnell unter die Lupe nehmen und sehen, welche ersten Schritte müssen wir dort vollenden. Wir müssen den Haushalt in Ordnung bringen. Und wir müssen aber auch schon alles vorbereiten, damit wir spätestens im nächsten Jahr in den Schulen neue Ansätze vorlegen können. Frage: Wo sind denn die größten Baustellen im Verband?
Antwort: Das Wichtigste für den Verband ist, dass wir erfolgreiche Nationalmannschaften haben. Deswegen machen Bob Hanning und ich jetzt schon am 1. Oktober Gespräche mit den Nationalspielern, damit wir wieder erfolgreich sind, dass wir wieder zu den Highlights im Ballspiel-Himmel gehören. Und dann kommt dazu, dass wir natürlich den Haushalt in Ordnung bringen. Es kommt hinzu, dass wir vor allem Kinder und Jugendliche zum Handball bringen. Es kommt dazu, dass wir die Mannschaftszahlen halten, wo uns manche Mannschaftszahlen wegbrechen aufgrund der demografischen Entwicklung.
Frage: DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel hat in ihrem Grußwort gesagt, der Handball soll 2016 bei Olympia in Rio wieder dabei sein. Wie groß ist der Druck, den Sie dadurch verspüren?
Antwort: Ich bin davon überzeugt, dass jeder Spieler das will. Jeder, der im Handball tätig ist, jeder, der im Handball Woche für Woche in der Bundesliga spielt, möchte nicht erst 2016 bei Olympia sein, sondern 2015 bei der WM. Und dann ist ohnehin klar, dass für jeden Sportler das Ziel die Olympiade ist. Ich denke, das ist ein positiver Druck. Und was man aushält, macht einen wirklich stärker.
Frage: 2017 gibt es in Deutschland eine Frauen-WM, 2019 soll es eine Männer-WM hier geben. Wie wichtig sind diese beiden Veranstaltungen?
Antwort: Bei der Frauen-WM sehe ich die große Chance, dass wir das Potenzial der Frauen und Mädchen, die jetzt Handball spielen, noch viel stärker herauskitzeln können. Ich sehe dort viele Möglichkeiten, Mädchen zum Handball zu führen durch die Handball-WM und eine hoffentlich erfolgreiche Frauen-Mannschaft. Das andere ist, dass für uns in Deutschland, auch für die Unternehmen und Sponsoren, die Handball unterstützen wollen, für das öffentliche Fernsehen, für die Medien eine WM 2019 eminent wichtig ist. Wenn die Nationalmannschaft erfolgreich ist, beginnt man bei über einer Million an Zuschauern und hat hohe Einschaltquoten. Dort sind viele andere Ballspielsportarten trotz aller Anstrengungen erst am Ende. Wenn gute Organisation, Wirtschaftskraft und erfolgreiche Nationalmannschaft zusammenkommen, gibt es kein anderes Land, das das bieten kann, was Deutschland bieten kann.
Frage: Die Bundesliga-Clubs erwarten vom Führungswechsel einen frischen Wind im Verband. Wir groß ist denn der Ruck, der jetzt durch den deutschen Handball geht?
Antwort: Ja, haben Sie denn den Wind noch nicht gespürt, der jetzt durch diese Räume bläst? Ich glaube, so mancher muss sich festhalten, dass er nicht zum Fenster hinaus geweht wird. Die Bundesligisten setzen auf die enge Zusammenarbeit, die ich versprochen habe und die ich auch halte. Wenn man wirklich um der Sache willen zusammenarbeitet, dann hat man am Ende auch Erfolg.