„Pommes“ Hens: Daumendrücken statt Torewerfen
Hamburg (dpa) - Puschen-Kino statt Handball-Bühne: Wenn die neue deutsche Handball-Generation in Spanien um WM-Ehren kämpft, dann wird Pascal Hens daheim auf der Couch jedes Mal zum schwarz-rot-goldenen Edelfan.
Die ungewohnte Rolle, anderen die Daumen zu drücken, statt selbst den Ball in die Maschen zu wuchten, ist zwar für einen Vollblut-Handballer wie ihn nicht so leicht zu ertragen. Aber er hat sich damit arrangiert. „Ich mach's mir daheim vor dem Fernseher gemütlich. Aber wenn man dann unsere Spiele sieht, dann kribbelt es schon“, schildert der 32 Jahre alte Weltmeister von 2007 seine neue Erfahrung.
Denn anders als in der Vergangenheit ist „Pommes“ nach seinem Rücktritt seit einem Jahr im erlauchten Kreis der Nationalmannschaft nicht mehr dabei. „Es war schon etwas Geiles, die WM zu gewinnen. Ich habe immer gern für Deutschland gespielt, aber die Belastung war am Ende zu groß. Dafür habe ich zu viele Probleme mit den Füßen und den Sprunggelenken“, sagte der wurfgewaltige Rückraumschütze. Nach dem geplatzten Traum von der dritten Olympia-Teilnahme hatte der damalige Kapitän Ende Januar 2012 nach 199 Länderspielen und 565 Toren einen Schlussstrich unter das Kapitel DHB-Auswahl gezogen - er konzentriert sich seither ganz auf seinen Job bei Ex-Meister HSV Hamburg.
„Nach elf Jahren Handball ohne Pause in Verein und Nationalteam musste und muss ich meinem Körper Erholungsphasen geben“, erklärt er im Rückblick seinen Entschluss, den er bis heute „nicht bereut“. So bleibt der wegen seiner Größe von 2,03 Metern und seiner auffälligen Frisur derzeit wohl schillerndste Figur im deutschen Handball nun nichts anderes übrig, als mit seinen „Erben“ in der unerfahrenen DHB-Auswahl mitzufiebern und in engen Spielen wie am Dienstag gegen Argentinien (31:27) mitzuleiden. „Dieser Sieg war ganz wichtig.“
Allerdings geben die jungen Hoffnungsträger mit insgesamt sechs WM-Neulingen wie Steffen Weinhold, Kevin Schmidt & Co. Anlass zur Hoffnung - Hens hält den von Bundestrainer Martin Heuberger konsequent verfolgten Weg des Neuaufbaus für richtig. „Er hatte keine Alternative nach mehreren Absagen von erfahrenen Spielern“, urteilt der Routinier. Und erwartet, dass die talentierten Youngster sich auf der großen Bühne freischwimmen und eine gute WM spielen werden.
„Es ist für diese Spieler eine tolle Chance, sich zu beweisen. Und ich denke, dass sie diese Chance nutzen werden“, glaubt Hens. Daher müsse selbst das von den meisten Akteuren ausgegebene WM-Minimalziel Achtelfinale „nicht zur Endstation“ werden. „Wenn die Vorrunde erst mal überstanden ist, ist der ganz große Druck weg. Dann geht es von Spiel zu Spiel weiter. Und je nach Gegner ist dann alles möglich“, meint der Rückraum-Scharfschütze. An einen Rücktritt vom Rücktritt denkt er übrigens definitiv nicht. Hens: „Das kann ich ausschließen.“