Stimmungstief in Kiel - sechs Punkte hinter HSV
Kiel (dpa) - Nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage seit 1239 Tagen kann der THW Kiel den siebten nationalen Titel in Serie abhaken. „Die Meisterschaft ist entschieden, die Sache ist durch“, sagte der achtmalige Torschütze Christian Zeitz nach dem 25:28 (12:12) gegen den TV Großwallstadt.
Sieben Spieltage vor Saisonende hat der Handball- Rekordmeister bereits sechs Minuspunkte mehr als der Tabellenführer HSV Hamburg. „Das sieht jetzt sehr gut aus für den HSV“, konstatierte auch Trainer Alfred Gislason, der sich mit der Herausnahme einiger Leistungsträger keinen Gefallen getan hatte.
„Ich ärgere mich, ich wollte rotieren, das war nicht ideal von mir“, gab der Isländer nach der vierten Saison-Pleite zu, „wir haben weder in der Abwehr noch im Angriff zu unserer Leistung gefunden.“ Bisher sei es nie ein Nachteil gewesen, wenn er zwischen zwei Champions-League-Partien wie jetzt gegen Kolding Profis geschont habe. So ließ er Kapitän Marcus Ahlm, Keeper Thierry Omeyer und Rückraumstar Filip Jicha zunächst draußen.
Als er sie dann brachte, konnten auch sie die Partie nicht entscheidend in die Hand nehmen. Zudem verdrehte sich Nationalspieler Christian Sprenger nach einer halben Stunde ohne Fremdeinwirkung das Knie und musste ausgewechselt werden. Die Untersuchung ergab einen Innenbandanriss und eine Pause von etwa zwei bis drei Wochen.
Maßgeblich beteiligt an der Niederlage der Kieler hatte ihr ehemaliger Torwart Mattias Andersson, der an seinem 33. Geburtstag 19 Würfe parierte und sich anschließend von den Großwallstädtern feiern ließ. „Natürlich hat Mattias Andersson daran einen großen Anteil, aber wir haben uns auch sehr viele Abspielfehler und Fehlwürfe geleistet. Deshalb ist das ein gerechtes Ergebnis“, fand Gislason.
Die Kieler hatten auch Weltmeister Jerome Fernandez freigegeben, der in seiner Heimat mit seinem Ex-Verein Toulouse Union HB einen Vierjahresvertrag aushandeln durfte, statt im Bundesliga-Alltag noch einmal aufzulaufen. Der Kapitän der französischen Nationalmannschaft wird wohl am 2. April gegen Kolding sein Abschiedsspiel an der Förde bestreiten. „Er hat uns sehr geholfen, und da werden wir ihm jetzt keine Steine in den Weg legen“ sagte THW-Manager Uli Derad.
„Es ist umso trauriger, weil wir in den letzten Wochen sehr guten Handball gespielt haben. Vielleicht haben wir uns vor dem Spiel zu sicher gefühlt“, sagte Jicha, der sich selbstkritisch zeigte: „Jeder sollte aber erstmal bei sich selbst anfangen. Ich habe eine katastrophale Leistung gebracht und konnte meiner Mannschaft nicht helfen, das Spiel zu gewinnen.“ Auch Zeitz meinte, man habe die Partie auf die leichte Schulter genommen und nur halbherzig gedeckt. Gratulieren will er dem HSV trotz des Vorsprungs aber noch lange nicht.