Teamarzt warnt vor Spätfolgen von Kopftreffern
Breslau (dpa) - Der deutsche Mannschaftsarzt Kurt Steuer hat bei der EM in Polen vor den Folgen von schweren Kopftreffern im Handball gewarnt.
„Das sind ernstzunehmende Verletzungen. Ich sehe das mit Sorgen. Die Gefahr von Folgeschäden ist vorhanden“, sagte der Unfallchirurg im Teamhotel in Breslau. Am Vortag war Steffen Weinhold bei der 29:32-Niederlage gegen Spanien K.o. gegangen, nachdem ihm Gegenspieler Jorge Maqueda einen direkten Freiwurf aus Nahdistanz an den Kopf geschmettert hatte. „Was danach auf dem Spielfeld passiert ist mit der Roten Karte, habe ich nicht mitbekommen“, berichtete der deutsche Kapitän.
Weinhold hat ein Stück vom Zahn verloren und eine Gehirnerschütterung erlitten. „Eigentlich ist das schon ein Schädel-Hirn-Trauma, das normale Versicherte über mehrere Wochen arbeitsunfähig macht“, sagte Kurt Steuer. Nach seiner Meinung werden diese Verletzungen im Handball noch zu wenig beachtet, weil sie außer bei Torhütern selten vorkommen. „Ein Torhüter wächst mit dieser Belastung auf. Die sind ganz anders auf Kopftreffer eingestellt“, sagte der Teamarzt.
Die Kopftreffer ziehen das Gehirn und das Rückenmark in Mitleidenschaft. Für das Gehirn gibt es nach seiner Ansicht keinen wirksamen Schutz. „Eine Schutzausrüstung in Form einer Kappe ist nicht praktikabel“, meinte Steuer. Das Rückenmark wird durch Training für die Hals- und Nackenmuskulatur gestärkt und damit geschützt.
Dank seiner starken Muskulatur kann Weinhold im Spiel gegen Schweden auflaufen. „Er hat keine Kopfschmerzen, sieht keine Doppelbilder und hört gut“, sagte der Mannschaftsarzt. Und auch der Kapitän selbst gab grünes Licht: „Es geht mir wieder gut.“