THW Kiel sucht bei Flensburg-Sieg das Zusammenspiel
Hamburg (dpa) - Nach dem Sieg im Nordderby gegen die SG Flensburg-Handewitt war der Humor beim THW Kiel wieder zurück. „Ich bin stolz, dass es uns als Tabellenletztem gelungen ist, den Champions-League-Gewinner zu besiegen“, sagte Dominik Klein grinsend.
Die Auftaktniederlage beim TBV Lemgo hatte den Rekordmeister in den Tabellenkeller gespült. Ein Heimsieg gegen Flensburg war Pflicht, um im Kampf um die Meisterschaft nicht gleich abgeschlagen zu sein. „Das war schon eine besondere Situation. Man hatte ein etwas mulmiges Gefühl“, gab Klein nach dem 30:26 (13:15) zu.
Der deutsche Meister hat zur neuen Saison ordentlich aufgerüstet: Mit Domagoj Duvnjak und Joan Cañellas vom HSV Hamburg sowie Steffen Weinhold aus Flensburg wurden drei der stärksten Rückraumspieler der Bundesliga verpflichtet. Das Problem ist nur: Die kurze Vorbereitungszeit reichte für die Neuzugänge nicht aus, um das Spielsystem zu verinnerlichen. „Ich tue alles, um das System hier zu beherrschen. Aber ich brauche noch etwas Zeit dafür“, gab Duvnjak zu. Kapitän Filip Jicha stellte fest: „Wir sind in einer Phase, wo wir uns sehr anstrengen müssen, um ein Zusammenspiel zu finden.“
Auch beim Sieg gegen Flensburg waren die Anpassungsprobleme sichtbar: Duvnjak leistete sich ungewohnt viele Ballverluste, Cañellas agierte sehr unauffällig. Lediglich Weinhold war mit seinen sechs Toren, die teilweise Donnerschlägen glichen, bereits eindrucksvoll. Trainer Alfred Gislason erklärte: „Steffen hat die Vorbereitung körperlich besser weggesteckt. Die anderen beiden sind auch spielintelligente Leute. Aber denen steckt noch die Vorbereitung in den Beinen. Dadurch unterlaufen ihnen Fehler.“
Für Gislason steht keineswegs eine unkomplizierte Saison bevor: Erst muss er den Neuzugängen seine Spielphilosophie vermitteln, dann soll er jedem Spieler genug Einsatzzeit verschaffen, um Unzufriedenheit zu vermeiden - keine einfache Aufgabe, wenn man sieben international erprobte Rückraumspieler zur Verfügung hat. Der Isländer sieht jedoch keine Probleme: „Wir haben so viele Spiele, dass jeder seine Spielanteile bekommt. Aber natürlich werden einige Leute weniger spielen als letzte Saison. Ein Marko Vujin wird sicherlich nicht wie vergangene Saison Torschützenkönig, weil er sich seine Position nun mit Steffen Weinhold teilt, der taktisch gut bei uns reinpasst.“
Bei Flensburg fiel das Fazit zum verlorenen Nordderby gemischt aus. „In der ersten Hälfte waren wir richtig gut und konzentriert. Leider haben wir in der zweiten Halbzeit zu viele Fehler gemacht“, so Manager Dierk Schmäschke. Dennoch blickt Flensburg positiv in die Zukunft - nicht zuletzt weil Rückraumspieler Lars Kaufmann, der über ein Jahr wegen mehrerer Knie-Operationen ausfiel, sich bereits in ordentlicher Form präsentiert. „Mir fehlt noch ein bisschen die Abstimmung mit den Kollegen. Aber sonst ist alles okay“, sagte Kaufmann. Während seine Mannschaft am Sonntag Melsungen empfängt, steht für Kiel am selben Tag das nächste Nordderby beim HSV an.