THW wieder DHB-Pokalsieger - Ziel: Perfekte Saison
Hamburg (dpa) - Der THW Kiel hat Teil zwei seiner Mission „Perfekte Saison“ erfüllt. Fünf Tage nach dem vorzeitigen Gewinn der deutschen Meisterschaft hat sich der Handball-Rekordchampion auch den DHB-Pokal geholt.
In der Neuauflage des Vorjahresendspiels bezwang der Cupverteidiger in Hamburg den Bundesliga-Zweiten SG Flensburg-Handewitt mit 33:31 (15:15). Damit ist der THW Kiel in dieser Saison national weiter ohne Niederlage. Mit dem Gewinn der Champions League beim Final Four am letzten Mai-Wochenende in Köln und noch fünf Bundesliga-Siegen würden die „Zebras“ historisches vollbringen: Drei Titel und eine gesamte Spielzeit ohne Niederlage in Deutschland.
Nach dem Kraftakt gegen die Flensburger umarmte Trainer Alfred Gislason jeden seiner Spieler, die zuvor im Kreis über das Parkett gesprungen waren. Die Flensburger hingegen standen auf der anderen Seite des Spielfeldes, ließen die Köpfe hängen und applaudierten ihren Fans. 13 056 Zuschauern in der ausverkauften O2 World hatten ein packenden Endspiel erlebt, in dem Filip Jicha für Kiel elf Tore warf und Anders Eggert für Flensburg neunmal traf.
Im Halbfinale am Vortag hatte sich Kiel mit 27:25 (15:13) gegen den HSV Hamburg durchgesetzt, die Flensburger schalteten den tapferen Außenseiter TuS N-Lübbecke mit 29:24 (15:11) aus.
Die SG Flensburg-Handewitt wollte dem Favoriten ein Bein stellen. „Alle wissen, dass der THW Kiel der Riesenfavorit ist. Aber wir werden uns nicht wie ein toter Hund aufs Parkett legen“, sagte Flensburgs schwedischer Trainer Ljubomir Vranjes. Dabei war bereits das Erreichen des Endspiels nach Meinung des Managers für den Bundesliga-Zweiten ein Erfolg. „Das ist eine erste Krönung einer tollen Saison“, sagte Holger Kaiser.
Doch die Flensburger wollten mehr - und zeigten dies auch. In der rassigen Partie setzten sie sich schnell auf 4:1 (7.) ab. Und nachdem Kiel beim 10:9 (21.) erstmals führte, drehte der Bundesliga-Zweite das Spiel beim 12:10 (24.) wieder zu seinen Gunsten. Dabei spielte Flensburg variabel und hatte in Torhüter Mattias Andersson einen starken Rückhalt. Kiel dagegen setzte vor allem auf seinen wurfgewaltigen Rückraum. Die Asse um den ehemaligen Welthandballer Filip Jicha scheiterten jedoch zu oft beim Torwurf, so dass bis zum 15:15 zur Pause kein Team enteilen konnte.
Doch in typischer Kieler Manier suchte der Rekordmeister unentwegt seine Chancen und nutzte sie dann auch eiskalt. Drei Tore binnen zwei Minuten sorgten beim 22:19 (41.) für die erste Drei-Tore-Führung des Meisters, von dem er bis zu Ende zehrte.
Nahezu zum Vergessen ist die Saison hingegen für den HSV Hamburg. Der entthronte Meister muss nach dem Halbfinal-Aus eine Saison ohne Titel verkraften. „Das bedeutet für den Verein, dass wir im nächsten Jahr wieder angreifen und versuchen, wieder einen Schritt nach vorn zu machen. Wir hatten einen kleinen Rückschritt in dieser Saison“, erklärte der niedergeschlagene Trainer und Präsident Martin Schwalb. Träume vom erneuten Titelgewinn werden bei den Hamburgern nicht mehr kultiviert. „Angreifen heißt nicht, dass wir hingehen und sagen: Wir wollen deutscher Meister werden. Wir müssen uns einfach stabilisieren“, steckte Schwalb als Ziel ab.
Zumal bei den Hanseaten noch vollkommen unklar ist, wer das Team zu neuen Höhen führen soll. Die Trainerfrage ist auch am Rande des Final Four einmal mehr vertagt worden. „Dafür habe ich heute keinen Kopf“, sagte Schwalb, der nach der Trennung von Trainer Per Carlen als Notnagel für den zwischenzeitlich zum Chef beförderten, aber überforderten Assistenztrainer Jens Häusler eingesprungen ist. In der kommenden Saison will der Meistertrainer jedoch nicht mehr auf der Bank sitzen.