„Beide sind sehr, sehr gut“ „Verrückt“, aber weltklasse: Keeper Heinevetter und Wolff
Kamen (dpa) - Torhüter sind anders. Was Handball-Keeper angeht, lässt es sich auch mit den Worten von Nationalspieler Tobias Reichmann sagen: „Die sind alle verrückt“, meint der Rechtsaußen mit Blick auf seine Teamkollegen Andreas Wolff und Silvio Heinevetter.
„Ich weiß nicht, wer sich freiwillig ins Tor stellt und sich die Bälle mit 100 km/h um die Ohren fliegen lässt.“ Heinevetter und Wolff haben offenbar Spaß daran. Der 32 Jahre alte Heinevetter nennt aber auch einen ganz simplen Grund, warum er sich irgendwann mal freiwillig in den Kasten gestellt hat. „Ist doch super. Ich muss ja viel weniger laufen als die anderen.“
Wolff und Heinevetter sind aber nicht nur für ihre flapsigen Sprüche bekannt. Das Torhüter-Duo zählt zu den besten der Welt. Mit seinen 151 Länderspielen ist Heinevetter der mit Abstand erfahrenste Akteur im deutschen WM-Kader. Der 25-jährige Wolff hatte einer größeren Öffentlichkeit erstmals bei der erfolgreichen EM vor einem Jahr seine Stärken präsentiert. „Beide sind sehr, sehr gut. Unsere Aufgabe ist es eigentlich nur, dass beide rechtzeitig für das Turnier in Topform sind“, sagt Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Dabei schien Heinevetter vor nicht allzu langer Zeit schon raus aus dem Nationalteam. Der Keeper der Füchse Berlin war kurz vor der EM von Sigurdsson aus dem Kader gestrichen worden. Den 32-Jährigen, dem Ex-Bundestrainer Martin Heuberger einen „positiven Egoismus“ bescheinigt, hatte das schwer getroffen. „Man soll nicht so viel zurück blicken“, sagt er nun, kurz vor dem nächsten großen Turnier. Wie nah er seit seiner Ausbootung wieder an seiner Topform ist, zeigte er bereits bei seinen zahlreichen Parden im ersten WM-Test gegen Rumänien (30:21). Einen hart geworfenen Siebenmeter der Rumänen wehrte er sogar mit dem Kopf ab. Verrückt, findet Reichmann: „Die freuen sich auch noch, wenn sie abgeworfen werden“, sagt er grinsend.
Auch für Wolff gibt es auf dem Spielfeld kaum etwas Besseres. Der 25-Jährige gilt als extrem ehrgeizig, flapsig und hält nichts von bescheidenen Zielen: „Wir wollen natürlich Weltmeister werden“, sagt er. Nicht viele im deutschen Team sagen das öffentlich. Sein Verhältnis zum Kollegen Heinevetter beschreibt er als „gut und professionell“. Heinevetter sagt, dass er sich „mit allen echt gut“ verstehe. „Aber zur Freundschaft gehört ein bisschen mehr, als sich alle paar Wochen oder Monate zu sehen“, sagt er.
Mit „Hexer“ Andreas Thiel, Henning Fritz oder „Jogi“ Bitter hatte das DHB-Team auch in den vergangenen Jahren regelmäßig starke Keeper. „Natürlich haben wir zwei herausragende Torhüter in unseren Reihen. Aber das hatten wir sonst auch immer“, sagt Kapitän Uwe Gensheimer. Vielleicht sind die beiden Keeper neben den Außenpositionen das größte WM-Plus des deutschen Teams.
Etwas weniger als eine Woche vor dem Turnierstart ist Sigurdsson aber auch mit dem Rest seines Teams zufrieden. Von der teils hohen Belastung in der Bundesliga und im Europapokal sei im Trainingslager in Kamen-Kaiserau nicht viel zu spüren, sagt der Coach. Nach Frankreich fahren er und das Team am 12. Januar dann mit dem Bus. „Damit haben wir kein Problem, alles gut. Wir haben auch eine Kaffeemaschine an Bord“, sagt Heinevetter.