Viel Arbeit: Handballerinnen müssen Defensive verbessern

Leipzig (dpa) - Der Bundestrainer setzt ganz auf die Karte Jugend - aber vor der Weltmeisterschaft steht für die deutschen Handballerinnen gerade wegen fehlender Erfahrung noch viel Arbeit an. Das ist die Erkenntnis nach der 30:31-Niederlage gegen Polen kurz vor den letzten WM-Tests in Kroatien.

Foto: dpa

Für die Partien in Umag gegen die Slowakei und gegen den Gastgeber hat Bundestrainer Jakob Vestergaard in Angie Geschke (30) eine weitere erfahrene Spielerin aus dem Kader aussortiert. Übrig geblieben sind auch für die Weltmeisterschaft in Dänemark vom 5. bis 20. Dezember eine Vielzahl von Nachwuchsspielerinnen.

Die müssen bei ihrem ersten großen Turnier ins Viertelfinale einziehen, um ein Ticket für eines der Olympia-Qualifikationsturniere zu buchen. Nur Anna Loerper vom TuS Metzingen hat mehr als 200 Länderspiele absolviert, in ihrem 204. gegen Polen war die Spielmacherin mit fünf Treffern neben der Leipzigerin Saskia Lang erfolgreichste deutsche Werferin. „Wir können auf dieses Spiel aufbauen, auch wenn wir uns in der Abwehr noch erheblich steigern müssen“, sagte Loerper vor dem Abflug zum Drei-Länder-Turnier in Kroatien.

Dass es noch ein weiter Weg ist, weiß auch Vestergaard: „Wir haben gegen Polen viel gelernt für die Zukunft und werden in den beiden letzten Tests in Kroatien noch mehr lernen. Jeder Tag zählt, um die neu formierte Mannschaft einzuspielen.“

Neben den Problemen in der Defensive war es zum wiederholten Mal die schlechte Chancenverwertung, die einem Sieg gegen den WM-Vierten von 2013 im Wege stand. Nach einer schwachen ersten Hälfte (14:17) drehte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) das Spiel, hatte beim 27:24 alle Möglichkeiten, verlor dann aber gegen kämpferische Polinnen. „Diese Niederlage wird uns nicht umwerfen. Im Gegenteil, wir wissen, woran wir arbeiten müssen“, sagte Rückraumspielerin Kim Naidzinavicius: „Ich bin mir sicher, dass das bis zur WM noch besser wird. Wir haben einen tollen Mannschaftsgeist in unserem jungen Team, das hat die kurze Zeit schon gezeigt.“

Dass Vestergaard ausgerechnet eine erfahrene Spielerin wie Geschke nicht zur WM mitnimmt und stattdessen der 20-jährigen Jennifer Rode von Bayer Leverkusen den Vorzug gibt, verwundert angesichts der vorherigen Personalentscheidungen nicht. In Rückraumspielerin Nadja Nadgornaja und Spielmacherin Kerstin Wohlbold verzichtete der Däne auf Stammkräfte der letzten Jahre. Zudem hatte vor wenigen Tagen die 30-jährige Svenja Huber wegen „mangelnden Respekts, Ehrlichkeit und Loyalität“ ihren Rücktritt erklärt.

„Kurzfristig geht es zwar um eine erfolgreiche WM in Dänemark, aber wir müssen diese Mannschaft mittelfristig aufbauen, um bei der Heim-WM 2017 um eine Medaille mitspielen zu können“, sagt Vestergaard: „Das ist die Mannschaft der Zukunft.“

Bei der WM in Dänemark trifft die DHB-Auswahl in der Vorrundengruppe C in Kolding ab dem 5. Dezember auf Frankreich, Argentinien, Brasilien, Südkorea und den Kongo. Die ersten vier Mannschaften ziehen ins Achtelfinale ein.