Viel Kritik: Neuer EHF-Cup kein großer Wurf

Leipzig (dpa) - Die Trainer stöhnen über die Belastungen, die Manager über rote Zahlen und alle gemeinsam über einen unausgereiften Modus: Aus Sicht der Handball-Bundesligisten ist der neue EHF-Pokal noch lange kein großer Wurf.

Der Auftakt der K.o.-Runde ist dafür symptomatisch: In nur drei Viertelfinals spielen sechs Mannschaften um den Einzug ins Endrunden-Turnier, weil HBC Nantes als Gastgeber des Final Four direkt qualifiziert ist. „Das ist Verzerrung“, schimpft Marc-Henrik Schmedt, Manager des SC Magdeburg, „das ist sportlich schwierig, wenn der Zweite direkt für das Final Four qualifiziert ist. Dann können wir auch gleich ein Einladungsturnier machen.“

Die Magdeburger gehören zu den Leidtragenden des sonderbaren Spielsystems ebenso wie die Rhein-Neckar Löwen. Denn beide Teams duellieren sich am Sonntag in Magdeburg und am darauffolgenden Samstag in Mannheim um den Halbfinal-Einzug - und das als jeweilige Erste der Gruppenphase. In der Champions League zum Beispiel wäre dies undenkbar. „Das ist unglaublich, wie das organisiert ist“, sagt Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson kopfschüttelnd, „beide Teams haben überragend ihre Gruppe gewonnen und werden nicht belohnt mit einem vermeintlich schwächeren Gegner.“

Da hatte Frisch Auf Göppingen mehr Glück mit dem Viertelfinal-Los. Der Cupverteidiger trifft in Hin- und Rückspiel und eine Woche darauf auf Branik Maribor aus Slowenien, den Zweitplatzierten der Gruppe C hinter Team Tvis Holstebro. Die Dänen bestreiten das dritte Viertelfinale gegen ihren Liga-Kontrahenten KIF Kolding.

Der EHF-Cup wurde vor dieser Saison mit dem Pokalsieger-Wettbewerb zusammengelegt. Erstmals wird der Gewinner in einem Endrunden-Turnier statt in Hin- und Rückspiel ermittelt. Gastgeber Nantes war hinter Magdeburg Gruppenzweiter geworden.

„Wir sind uns sehr einig: Der Modus ist Quatsch“, stellt Magdeburgs Trainer Frank Carstens klar. Ungeachtet dessen sehen die Gastgeber die brisante sportliche Aufgabe als große Herausforderung. „Auf solche Kämpfe kann man sich freuen. Die Vergleiche mit den Löwen sind sicherlich interessant. Dafür leben wir, dass auch mal ein Tropfen Blut übers Parkett fließt“, sagt Carstens.

Auch wirtschaftlich ist das Spiel gegen die Löwen interessant für die Magdeburger, wenngleich die Getec Arena noch weit davon entfernt ist, ausverkauft zu sein. „Wir hoffen, mit den Rhein-Neckar Löwen kostenneutral bleiben zu können“, erklärt Schmedt.

Nach dem bisherigen Verlauf des Wettbewerbs wäre dies ein Fortschritt. Denn neben beschwerlichen Reisen, sportlichen Vergleichen von mitunter zweifelhaftem Wert und hohem organisatorischem Aufwand waren die Ausscheidungs- und Gruppenspiele zuvorderst von finanziellen Verlusten geprägt. „Bis zum Erreichen des Final Four ist es ein Zuschussgeschäft“, sagt der Magdeburger Geschäftsführer und weiß sich darin einig mit seinem Löwen-Kollegen Thorsten Storm, der ebenfalls schon ein Minusgeschäft beklagt hatte.

Allein die Gruppenphase mit Reisen nach Istanbul, Bacau (Rumänien) und zum Endrunden-Gastgeber Nantes hat nach Schmedts Angaben 100 000 Euro verschlungen. Allein die Charterflüge nach Bacau und Nantes schlugen in Magdeburg mit jeweils etwa 20 000 Euro zu Buche, weil die Partien in den engen Bundesliga-Kalender gepresst werden mussten. Noch einmal rund 30 000 Euro ging für das Qualifikations-Playoff gegen Skopje drauf. Einnahmen waren kaum zu verzeichnen. Sowohl Magdeburg mit der Hermann-Gieseler-Halle als auch die Rhein-Neckar Löwen mit der GBG-Halle wichen in kleine Sportstätten aus. „Man muss hinterfragen, ob das zielführend ist“, folgert Schmedt.