Wege aus dem Chaos: Das Ringen um die Zukunft des HSV Handball

Hamburg (dpa) - Sowohl der Ligaverband als auch die Konkurrenz hoffen nach dem Rücktritt von Präsident Andreas Rudolph auf ein wirtschaftliches und sportliches Überleben des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg.

Foto: dpa

Bei einem Flug auf die Sonneninsel Mallorca gab es den ersten Hoffnungsschimmer am Horizont: „Der HSV und Andreas Rudolph sind für den Handball wichtig. Er hat sein Herz am HSV zu hängen. Ich hoffe wir finden eine Lösung“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, der Nachrichtenagentur dpa.

Bohmann hatte im Flugzeug rund zwei Stunden mit dem zurückgetretenen Präsidenten und Mäzen des Bundesligisten aus der Hansestadt gesprochen. „Das war sehr konstruktiv“, sagte Bohmann. Für eine schnelle Rückkehr Rudolphs zum HSV sehe er aber keine Anzeichen. „Der Weg ist sicherlich lang, und uns läuft die Zeit davon.“

Bohmanns Geschäftsführungs-Kollege Holger Kaiser nahm derweil Stellung zum Thema Lizenzerteilung für die Hanseaten. Der Rücktritt von Rudolph habe den HSV sicher in die Bredouille gebracht: „Uns nicht, denn wir beurteilen die Situation nur aufgrund der eingereichten Papiere und Unterlagen. Der HSV hat die Lizenz beantragt, und wir sind in engem Kontakt mit der Geschäftsführung.“

Die verbreitete Zahl von zehn Millionen Euro, die angeblich für die Lizenz noch nachgewiesen werden müsse, hält Kaiser für „zu hoch“. Am Wochenende wollen sich Kaiser mit HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett zu weiteren Gesprächen treffen. Die Entscheidung über die Lizenzen wird dann am 15. Mai bekanntgegeben.

Liekefett und sein Team bemühen sich, die Scherben zusammenzukehren. Die hatte Rudolph am Donnerstag mit seiner auch vereinsintern völlig überraschenden Rücktrittsmail verursacht. „Ich kann es meinem Umfeld, besonders meiner Familie, Freunden, meinem Unternehmen und meiner Gesundheit gegenüber nicht mehr verantworten, dass in teilweise respektloser und vollkommen unrichtiger Weise über mich berichtet wird“, hatte der 59 Jahre alte Medizinunternehmer aus Ahrensburg darin geschrieben.

Erfolg hatte Liekefett bislang kaum: „Der HSV Handball setzt sich intensiv mit der Situation auseinander und wird Stellung beziehen, sobald es Neuigkeiten gibt“, hieß es am Donnerstagabend in einer ersten schmalen Stellungnahme. Viel mehr Neues gab es am Freitag nicht. Nur so viel: Vizepräsident Frank Spillner und Schatzmeister Jens Lingthaler wollten mit Rudolph Kontakt aufnehmen, um eine vernünftige Übergabe der Amtsgeschäfte zu regeln.

Jene Amtsgeschäfte sind aber das geringste Problem. In einem Interview mit dem NDR-Hörfunksender 90,3 Rundfunk präzisierte am Donnerstagabend der Ex-Präsident, der bislang gut 25 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben soll: „Ich werde alle meine Sponsoren-Verpflichtungen erfüllen, aber kein privates Geld mehr in den Verein stecken.“ Ohne dieses Geld - die Rede ist von zwei bis drei Millionen Euro zusätzlich zum Sponsoring in Höhe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr - ist der Meister von 2011 und Champions-League-Sieger von 2013 dem Untergang wohl geweiht.

Geschockt zeigte sich die Konkurrenz: „Die Bundesliga ohne den HSV wäre eine Katastrophe“, sagte Klaus Elwardt, Manager des Tabellenführers THW Kiel. Das sieht auch Dierk Schmäschke so: „Hamburg ist eine tolle Stadt, mit einer tollen Halle und einer tollen Mannschaft“, sagte der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, der einst als Vize-Präsident in Diensten des HSV war. Das dürfe nicht verloren gehen. Auch für Thorsten Storm, den Manager der Rhein-Neckar Löwen, sind Schlagzeilen, wie sie derzeit der HSV Hamburg liefert, „ganz großer Mist“.