Hattrick für Patrick: Hausding siegt vom 3-m-Brett

Berlin (dpa) - Nach dem ersten Sprung Letzter, nach dem letzten Erster: Patrick Hausdings Festspiele im heimischen „Badezimmer“ gehen mit dem dritten Titel weiter. Mit der nächsten Goldmedaille um den Hals winkte der 25-Jährige kurz dem stolzen Papa auf der Tribüne zu.

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Am Beckenrand wollten viele ein Erinnerungsfoto mit dem Dauersieger haben. „Bei einer Heim-EM gleich mit dreimal Gold in den ersten drei Wettbewerben nach Hause zu gehen... Ich habe mich selber übertroffen“, staunte Hausding nach seinem Wassersprung-Märchen von Berlin über sich selbst.

Das Daumendrücken seiner Freundin, der Familie und des mit Hausding befreundeten Diskus-Olympiasiegers Robert Harting half in einem kuriosen, aber hochkarätigen Springen vom Drei-Meter-Brett am Ende doch. Nach dem verpatzten ersten Sprung kämpfte sich der 25-Jährige vom zwölften Platz ganz nach vorn. „Ich war ziemlich sauer auf mich selbst, und hab mir gesagt, jetzt setze ich meinen Frust in die nächsten fünf Sprünge“, erklärte Hausding. Dank des besseren letzten Sprungs, eines viereinhalbfachen Saltos, fing Hausding mit 487,85 Punkten den bis dahin stets führenden russischen Titelverteidiger Ilja Sacharow (483,20) noch ab.

„Ein tolles Ergebnis, aber wir haben noch ein paar interessante Wettkämpfe“, sagte Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow nach der sechsten Medaille im sechsten Wettkampf von Berlin. Und nach dem dritten Titel bleibt auch er „goldsüchtig“.

Bronze sicherte sich der Ukrainer Illja Kwascha mit 477,20 Zählern. Stephan Feck (Leipzig) belegte mit 429,50 Punkten den achten Platz. „Das von Patrick ist natürlich unnormal. Drei Wettkämpfe, drei Goldmedaillen. Zu Hause dem Druck stand zu halten ist aller Ehren wert“, erklärte der Brett-Synchronpartner.

Gleich zu Beginn sorgte Hausding für eine Schrecksekunde. Den zweieinhalbfachen Salto rückwärts brachte der EM-Dritte des Vorjahres nicht optimal ins Wasser, kassierte nur Noten zwischen 5,0 und 6,0. Dann aber rollte Hausding das Feld von hinten auf und gewann in seinem „Badezimmer“, wie er den Europasportpark bezeichnet, seine 22. EM-Medaille. Diese Erfolge, vor allem das dritte Gold daheim, seien ihm „schon unheimlich“, sagte Hausding. „Das war heute eine Riesensache.“

Der 25-Jährige gewann Gold vom Ein-Meter-Brett und im Synchronspringen vom Turm zusammen mit Sascha Klein. 2010 hatte er bei der EM in Budapest als erster Springer fünf Medaillen gewonnen. Auch bei der Heim-EM startet der gebürtige Berliner fünfmal. „Er ist ein Kampfschwein“, scherzte Buschkow. „In ihm steckt ein echter Wasserspringer, der nie aufgibt.“ Mental sei es heute ein Kampfsport gewesen, erklärte Hausding. „Aber hinten mmmm die Ente.“

Noch nie seit der Etablierung des Ein-Meter-Bretts 1989 hat es ein Springer geschafft, alle drei Einzel-Titel bei einer EM zu gewinnen. Hausding tritt vor der Entscheidung vom Turm am Samstag gemeinsam mit Feck im Drei-Meter-Synchronspringen am Freitag an. „Mal sehen, zu was es noch reicht“, sagte der Synchronsprung-Weltmeister vom Turm.

Dagegen hatte Feck wieder das Nachsehen. Er hatte in der Vergangenheit oft mit seinen Nerven zu kämpfen und sprang vor heimischer Kulisse auch diesmal keinen optimalen Wettkampf. Nach starker Qualifikation und Rang vier fiel Feck nach einem schwachen dreieinhalbfachen Delfinsalto vom zwischenzeitlichen fünften Platz zurück. Mit dick bandagierter rechter Hand trat der Leipziger an. „Ich habe ein Überbein im Handgelenk, wenn ich die Handgelenke beim Eintauchen anstelle, kommt ein ordentlicher Druck drauf, und dann schmerzt das. Deswegen tape ich das ein bisschen ab“, erklärte der 24-Jährige.