Herr Wellen, beschreiben Sie einmal den Ablauf der Weltmeisterschaft.
Hockey-WM in Indien Niklas Wellen: „Haben alles drauf, um Weltmeister zu werden“
Interview | Krefeld · Niklas Wellen vom CHTC spielt im Januar mit dem deutschen Nationalteam bei der Hockey-WM in Indien. Mit der WZ spricht er über seine Ziele mit der Mannschaft.
CHTC-Spieler Niklas Wellen tritt im Januar mit Deutschland bei der Hockey-Weltmeisterschaft in Indien an. Für den Krefelder Verein und den Hockeysport in der Stadt eine sehr gute Werbung. Neben Wellen ist mit Martin Ferreiro ein weiterer CHTC-Akteur bei der WM vertreten. Im Interview mit der WZ erzählt Wellen von seinen Zielen beim Turnier, der Entwicklung der Mannschaft und seine Rolle als Co-Kapitän.
Niklas Wellen: „Das Turnier findet im indischen Bhubaneswar und Rourkela statt. Wir fliegen am 6. Januar los. Unser erstes Gruppenspiel ist am 14. Januar. Das Finale findet am 29. Januar statt. Wir werden in der Gruppenphase in beiden Städten spielen.“
Wie sieht der Modus des Turniers aus?
Wellen: „Es sind 16 Mannschaften dabei. Es gibt vier Gruppen mit vier Mannschaften. In unserer Gruppe spielen Japan, Südkorea und Belgien mit. Die Belgier sind der Topfavorit auf den Titel als amtierender Weltmeister und Olympiasieger. Die Gruppenersten wandern direkt ins Viertelfinale und die Zweit- und Drittplatzierten spielen das Achtelfinale. Als Gruppensieger hat man ein Spiel weniger und geht einem Entscheidungsspiel aus dem Weg.“
Wie sah die Vorbereitung der Nationalmannschaft aus?
Wellen: „Wir hatten in den letzten Monaten drei Trainingslager. Wir waren in Argentinien, im südafrikanischen Stellenbosch und im Dezember in Cadiz. Dort haben wir mit der WM-Mannschaft gespielt.“
Wie oft trifft sich die Nationalmannschaft?
Wellen: „Im Vergleich zu den Niederlanden oder Belgien, die das ganze Jahr mit der Nationalmannschaft trainieren, treffen wir uns nicht so häufig. In Deutschland treffen wir uns über einen längeren Zeitraum von zehn bis zwölf Tagen, in Belgien und den Niederlanden spielen die Nationalspieler unter der Woche zusammen und nur am Wochenende mit den Heimatvereinen.“
Mit der Junioren-Nationalmannschaft haben Sie 2013 WM-Gold gewonnen, bei EM und Olympia gab es mit der A-Nationalmannschaft Silber und Bronze. Warum schafft Deutschland 2023 den goldenen Wurf?
Wellen: „Wir haben ein neues Trainerteam. Für dieses ist es das erste große Turnier. Andre Henning ist der aktuelle Bundestrainer, er war damals auch der Trainer, als wir die Junioren-WM gewonnen haben. Wir haben uns gut entwickelt und eine gute Beziehung aufgebaut, gute Spiele abgeliefert. Der Kader ist im Vergleich zu Olympia auf einigen Positionen verändert. Wir sind in vielen Dingen besser und konstanter geworden, das macht mich sehr zuversichtlich, dass wir in den wichtigen Spielen gute Leistungen abrufen werden.“
Wer sind für Sie die Favoriten auf den Titel?
Wellen: „Wir haben alles drauf, um Weltmeister zu werden, aber leider nicht die Konstanz, wie es andere Teams haben. Topfavoriten sind Belgien, Australien, dann kommen die Niederlande und Deutschland. In so einem Turnier kommt es auf Kleinigkeiten an. Wenn wir unsere Leistung konsequent abrufen, dann kann es auch weit gehen. In den Topspielen spielt die Tagesform eine große Rolle.“
Seit diesem Jahr sind Sie Co-Kapitän der Nationalmannschaft. Kann man die jungen Spieler an ein großes Turnier heranführen?
Wellen: „Das macht man eigentlich automatisch. Die jungen Spieler ziehen da auch alle sehr gut mit. Wir haben eine sehr flache Hierarchie in der Mannschaft. Es ist nicht so, dass die Kapitäne die Richtung vorgeben und der Rest zieht mit, sondern jeder bringt sich ein. Auch ein junger Spieler kann Dinge ansprechen. Klar, dass die erfahrenen Spieler vor einem großen Turnier das Zepter in die Hand nehmen, aber jeder zieht sehr gut mit.“
Bei der Wahl zum Welthockeyspieler sind Sie Vierter geworden. Hat das ihr Standing nochmal verändert?
Wellen: „Es hatte darauf keinen Einfluss. Was mich im Rahmen der Wahl sehr gefreut hat, sind die Nachrichten der Mitspieler, die mir gratuliert haben und sich mit mir gefreut haben. Das hat mein Selbstvertrauen noch gestärkt. Dadurch habe ich mein Spiel auch konstanter hinbekommen. Ich bin aber auch nicht der Typ, der es an die große Glocke hängt.“
In Indien ist Hockey eine populäre Sportart. Welthockeyspieler Harmanpreet Singh stammt auch aus Indien. Wird man dort als Star gefeiert, wenn man über die Straße läuft?
Wellen: „Generell ist es schon eine andere Welt. Als Einzelperson glaube ich nicht, dass man mich erkennt. Aber wenn wir als Mannschaft mit Polizeieskorte zum Stadion fahren, werden wir sicherlich von den Menschen gefeiert. Der Sport hat dort ein größeres Ansehen. Auch die Atmosphäre im Stadion ist eine ganz andere.“
Was passiert vor dem ersten Gruppenspiel?
Wellen: „Über die Feiertage bis zum Abflug haben wir jeder einen individuellen Trainingsplan bekommen. Krafttraining, Sprints und Läufe stehen drauf. An den Stützpunkten absolvieren wir noch zwei gemeinsame Einheiten. Vor Ort haben wir noch Training sowie zwei Test-Spiele gegen Australien und Südafrika.“
Abschließend noch eine Frage zum CHTC: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Wellen: „Wenn man berücksichtigt, wo die Mannschaft herkommt, läuft es schon sehr gut. Wir haben einige neue Spieler dabei. Die Spieler haben sich herausragend integriert und super weiterentwickelt. Wir haben hinter den beiden Topteams sehr schnell den Anschluss gefunden. Tabellarisch können wir sehr zufrieden sein. Wir sind in einer guten Ausgangssituation für die Rückrunde.“