Höchste Zeit für Siege

Vor dem Spiel in Basel spricht München von der Krise. Trainer Jupp Heynckes bleibt (noch) gelassen.

Düsseldorf/München. Dass Karl-Heinz Rummenigge einem Dortmunder Recht gibt, passiert nicht oft. Aber momentan ist viel möglich in München. Nachdem der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Philipp Lahm, den FC Bayern als stärkste Mannschaft Deutschlands bezeichnete, konterte Kevin Großkreutz vom Deutschen Meister Borussia Dortmund: „Dann sollen es die Bayern zeigen.“ Karl-Heinz Rummenigge sagte dem „kicker“: „Da hat der Großkreutz Recht. Die Bayern müssen es zeigen.“

In der Champions League geht es am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) im Achtelfinalhinspiel in der Schweiz gegen den FC Basel. „Wir müssen ohne Arroganz auftreten“, sagt Rummenigge, „dann haben wir auch eine Chance auf das Viertelfinale. Aber was die Träume unserer Fans in der Champions League angeht, da hebe ich den warnenden Zeigefinger“.

Auch Trainer Jupp Heynckes ist gewarnt, aber der Mann verliert seine Ruhe nicht. Heynckes hat in seinem Leben schon zu viele Stürme überlebt, als dass er nervös werden müsste. Ex-Bayern-Profi Stefan Effenberg weiß: „Wenn man bei Bayern zwei Spiele nicht gewinnt, dann bricht in München Chaos aus und man muss Reaktion zeigen. Irgendwann wird auch Uli Hoeneß wiederkommen und dann gibt es Rascheln im Walde. Spätestens dann wissen die Spieler, worauf es ankommt.“

Der Rekordmeister lebt von seiner Dominanz in der Liga. „Aber die ist verschwunden. Und mit der Dominanz verliert man auch an Selbstbewusstsein. Das hört man in den Aussagen von Christian Nerlinger“, meint Effenberg.

Irgendwie ist die Führungstruktur beim Rekordmeister gestört, seit Nationalspieler Bastian Schweinsteiger verletzt ist. Keiner in Sicht, der ihn ersetzen könnte. Effenberg hofft auf Philipp Lahm und Torwart Manuel Neuer. Die müssten die Probleme ansprechen: „Hallo Jungs, aufwachen. Das sind die entscheidenden Wochen für die Zukunft, wir können ganz schnell alles verlieren.“

Rummenigge forderte für die K.o.-Runde wieder Auftritte wie in der Vorrunde der Champions League. „Wie gegen ManCity und Napoli. Das war fantastischer Fußball, wie wir ihn spielen müssen, um unsere Ziele zu erreichen, auch in der Liga. Wir müssen wieder in eine stabile Phase kommen, weil wir uns in der Champions League ein Spiel wie in Mönchengladbach nicht erlauben können“, sagte der Vorstandschef.

Am Mittwoch in Basel beginnt die heiße Phase auf dem Weg, an deren Ende am 19. Mai das Finale in der Allianz-Arena stehen soll. „Unsere Verpflichtung ist, alles zu tun, um diesen Traum der Fans lange aufrechtzuerhalten. Topfavorit waren wir auch 2010 nicht und dennoch im Finale.“

Rummenigge fordert: „Im letzten Saisondrittel müssen wir Vollgas geben, um nicht wie im Vorjahr mit leeren Händen dazustehen. Die Mannschaft muss bereit sein, sich zu quälen.“ Thorsten Fink, langjähriger Münchner Spieler und ehemaliger Trainer des FC Basel, sieht nur den FC Bayern unter Druck: „Der FC Bayern kann viel verlieren, Basel nur viel gewinnen.“

Bei der Kaderplanung für die neue Saison zeigte sich Rummenigge „vorsichtig optimistisch“, dass Mario Gomez noch lange beim FC Bayern spielen werde. Zur Zeit hat der Angreifer einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013. Bei Ivica Olic und Daniel van Buyten, deren Verträge in diesem Sommer auslaufen, glaubt der Vorstandschef, „dass beide bleiben“. Im Falle des bis 2013 gebundenen Arjen Robben ist Rummenigge „nicht pessimistisch, wir werden eine Lösung finden“. Red