Hoeneß legt Mitgliedschaft in Hall of Fame nieder
Berlin (dpa) - Als „Fußball-Manager mit sozialem Gewissen“ wurde Uli Hoeneß seit 2009 in der Hall of Fame des deutschen Sports geführt. Jetzt ist der ehemalige Bayern-Präsident einem möglichen Ausschluss aus der Ruhmeshalle zuvorgekommen und hat seine Mitgliedschaft niedergelegt.
Hoeneß habe aus eigenem Antrieb seine Auszeichnung mit der Goldenen Sportpyramide zurückgegeben, bestätigte Sporthilfe-Chef Michael Ilgner der Nachrichtenagentur dpa.
„Seine Mitgliedschaft in der 'Hall of Fame' war gebunden an die Verleihung der 'Goldenen Sportpyramide', die er 2009 in Berlin für sein Lebenswerk entgegen genommen hat“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe. „Mit der Niederlegung dieser Auszeichnung endet automatisch auch die Mitgliedschaft in der 'Hall of Fame', da diese daran gekoppelt ist. Hoeneß hat mit seinem Schritt dieses Thema zunächst einmal für uns beendet.“ Und der Stiftung Deutsche Sporthilfe als Betreiberin der Ruhmeshalle erspart, im aufsehenerregenden Fall des langjährigen Bayern-Patrons unangenehme Konsequenzen ziehen zu müssen.
Ilgner muss die Frage nicht mehr beantworten, ob Hoeneß als herausragende Sport-Persönlichkeit mit Leitbild-Funktion noch tragbar ist. „Wir sind als Institution ihm gegenüber nicht unvoreingenommen, sogar parteiisch, das muss ich einfach so sagen. Mitglieder unserer Gremien sind ihm zum Teil langjährig eng verbunden“, gab Ilgner zu. Die Deutsche Sporthilfe habe vom FC Bayern und auch von Hoeneß persönlich in einer einzigartigen Art und Weise profitiert.
„Es hat viele Aktionen gegeben, die uns, nicht nur finanziell, sehr geholfen haben und die auch für unsere Athleten sehr wertvoll waren“, so Ilgner weiter. „Dennoch haben wir nicht so getan, als wäre nichts gewesen, sondern natürlich früh versucht, mit der Situation und ihren Auswirkungen richtig umzugehen.“ Hoeneß muss nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe bald seine dreieinhalbjährige Haftstrafe antreten. An diesem Freitag stellt sich Karl Hopfner, der bisherige Vizepräsident und langjährige Finanzvorstand des deutschen Rekordmeisters, als neuer Präsident und damit Nachfolger von Hoeneß zur Wahl.
Auch gebrochene Biografien könnten lehrreich und vorbildlich sein, sagt Ilgner gern zu problematischen Sonderfällen. Die Frage, ob denn eine Ausnahmeerscheinung wie Hoeneß nicht doch in die Hall of Fame gehöre, beantwortete der Sporthilfe-Chef ausweichend. „Man kann das so sehen. Die Geschichte der Fußball-Bundesliga, ja sogar die des gesamten deutschen Fußballs, wäre ohne das Wirken von Uli Hoeneß heute eine ganz andere“, sagte er. „Inwieweit er in die 'Hall of Fame' hinein gehört, obliegt der Entscheidung einer unabhängigen Jury, die sich mit diesem Thema befassen muss. Aktuell ist die Entscheidung durch den Schritt von Uli Hoeneß erst einmal gefallen.“
Die Sporthilfe kann erstmal aufatmen. Die Ruhmeshalle des deutschen Sports wurde 2006 ins Leben gerufen. Nach der Aufnahme der früheren Fußball-Weltmeister Gerd Müller und Sepp Maier in dieser Woche gehören künftig insgesamt 80 Persönlichkeiten zur Hall of Fame des deutschen Sports.