Weltmeisterschaften in Plowdiw Im Eiltempo zur Weltklasse: Zeidler verblüfft die Ruder-Welt
Plowdiw (dpa) - „Ruder-Riese“, „Shooting-Star“, „Ausnahmetalent“ - der märchenhafte Aufstieg von Oliver Zeidler sorgt für knallige Schlagzeilen.
Im Rekordtempo ist es dem einstigen Schwimmer gelungen, in seiner neuen Sportart die Weltspitze aufzumischen. Das Einer-Viertelfinale der Ruder-WM am Mittwoch in Plowdiw soll für den 2,03 Meter großen Modellathleten aus Ingolstadt nur Zwischenstation auf dem Weg zu einer Medaille sein. „Auch für mich ist es überraschend, dass ich jetzt vorne mitfahre. Ich rudere ja erst seit anderthalb Jahren“, kommentierte Zeidler seinen in der Fachwelt bestaunten Werdegang.
Spätestens seit seinem zweiten Platz beim Weltcup-Finale auf dem Luzerner Rotsee im vergangenen Juli gilt der 22-Jährige als neue deutsche Skiff-Hoffnung und könnte in die Fußstapfen erfolgreicher Vorgänger wie Peter-Michael Kolbe, Thomas Lange oder Marcel Hacker treten. „Er ist unglaublich. So schnell zu sein nach so kurzer Zeit, ist ganz schön beeindruckend“, lobte Olympiasieger Mahé Drysdale (Neuseeland), den Zeidler auf dem Rotsee hinter sich ließ.
Dass der Hochgelobte sich erst als Schwimmer versuchte und es dabei in den Jahren 2014 und 2015 auf der 100-Meter-Freistil-Strecke immerhin zu zwei Siegen bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften brachte, passt eigentlich nicht zum Familien-Stammbaum. Schließlich gewann sein Opa Hans-Johann Färber 1972 in München mit dem sogenannten Bullenvierer olympisches Gold. Vater Heino Zeidler verpasste im Zweier mit Steuermann 1994 nur knapp eine WM-Medaille, Schwester Marie-Sophie saß bei der U23-WM in diesem Jahr im Achter.
Mittlerweile streift Oliver Zeidler die Badehose nur noch selten über. Wenige Monate nach dem Ende seiner Schwimm-Karriere Ende 2016 verblüffte er im Herbst 2017 als Sieger der World Games die Konkurrenz auf dem Ruder-Ergometer. Damit war das Interesse der DRV-Trainer geweckt.
Deren erste Versuche, ihn zu einem Versuch im Skiff zu animieren, begegnete er mit dem Hinweis, eigentlich gar nicht richtig rudern zu können. Dass er es dennoch versuchte, hat nach Meinung von Vater und Trainer Heino viel mit dem Ehrgeiz seines Sohnes zu tun: „Er ist im positiven Sinne ein absolut Bekloppter. Was er sich vornimmt, setzt er zu 120 Prozent um.“
Auf der Olympiastrecke von 1972 in Oberschleißheim arbeitete das Duo in den vergangenen Wochen vor allem an der Verbesserung der Technik. Dass es im WM-Vorlauf am Sonntag nur zu einem zweiten Platz reichte, führten beide auf die wegen des erwarteten starken Schiebewindes vorgenomme Veränderung der Bootseinstellung zurück. „Daraus haben wir unsere Lehren gezogen. Wir stellen alles wieder auf Anfang. Diese Sicherheit braucht er“, kündigte Heino Zeidler an.