IOC: Vertrauen in Russland für Olympia 2014

Lausanne (dpa) - Russlands Präsident Dmitri Medwedew kündigte einen verschärften Anti-Terror-Kampf an, von IOC und FIFA gab's Rückendeckung für den Olympia- und WM-Gastgeber:

Einen Tag nach dem Selbstmordanschlag mit 35 Toten auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo waren Sport und Politik um Deeskalation und Normalität bemüht. Der Eisschnelllauf-Weltcup von Freitag bis Sonntag in der russischen Hauptstadt findet planmäßig statt. Das Leichtathletik- Meeting am 6. Februar in Moskau und der Langlauf-Weltcup in Rybinsk am gleichen Wochenende sollen ebenfalls wie vorgesehen ausgetragen werden.

Russland brauche mit Blick auf das Winterspektakel 2014 in Sotschi und andere Großereignisse wie die Fußball-WM 2018 einen „maximalen Schutz vor Anschlägen“, erklärte Kremlchef Medwedew. Nur kurz danach sprach das IOC den russischen Olympia-Machern das volle Vertrauen für die Sotschi-Spiele aus. Das Ringe-Festival am Schwarzen Meer wird in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Konfliktgebieten Tschetschenien, Dagestan und Inguschetien ausgerichtet.

Das Internationale Olympische Komitee habe „keine Zweifel“, dass Russland sichere Spiele ausrichten werde, hieß es am Dienstag aus Lausanne, „wir sind überzeugt, dass die russischen Behörden diese Aufgabe meistern werden.“ Aus Sotschi hieß es: „Die Sicherheit für Sotschi 2014 hat bereits oberste Priorität, die entsprechenden Pläne werden ständig von Experten geprüft.“

Auch der Fußball-Weltverband FIFA zeigte sich „zuversichtlich, dass die russischen Behörden geeignete Pläne für die Sicherheit für den Confederations Cup 2017 und die WM 2018 haben werden“. Der für Dynamo Moskau in der russischen Fußball-Liga spielende Kevin Kuranyi reagierte indes entsetzt auf den blutigen Anschlag. „Wir alle sind schockiert und sehr betroffen und unser tiefes Mitgefühl ist bei den Opfern und ihren Angehörigen“, sagte der Torjäger, der von dem Attentat im Winterquartier seines Teams in der Türkei erfuhr, der Nachrichtenagentur dpa.

Den ersten internationalen Wettkampf im trauernden und verunsicherten Moskau erleben die Eisschnellläufer. Weltklasse- Läuferin Martina Sablikova entkam dem Anschlag nach eigenen Angaben knapp. Die Maschine aus Prag mit der Tschechin landete zum Zeitpunkt des Attentats auf einem benachbarten Flughafen in Moskau.

Dennoch sagte der deutsche Teamchef Helge Jasch der dpa: „Es gibt vom Weltverband ISU keinen Hinweis, dass da irgendetwas infrage steht. Die ersten Teams wie Norwegen und die USA reisen dort heute bereits an.“ Das Auswärtige Amt hat keine Reisewarnung ausgegeben. Alle Russland-Reisenden wurden jedoch aufgefordert, die Nachrichten zu verfolgen und den Weisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten. Jasch, als Trainer bei der Bundespolizei angestellt, hatte sich sofort bei einigen zuständigen Stellen der Bundespolizei Zusatzinformationen geholt.

Danach geht er das Unternehmen Moskau nun relativ entspannt an. „Nach allem, was ich gehört habe, sind nach dem Anschlag die Sicherheitsvorkehrungen in Moskau so hoch, dass wir uns so sicher wie nie zuvor fühlen können“, sagte Jasch, der in Moskau das deutsche Team leiten wird. In Einzelgesprächen mit seinen Athleten und per Rundmail versuchte er, ihnen eventuelle Ängste zu nehmen.

Dennoch dürften die deutschen Eisschnelllauf-Stars um Olympiasiegerin Stephanie Beckert mit gemischten Gefühlen am Mittwoch den Flug in die russische Hauptstadt antreten. Allerdings werden sie nicht in Domodedowo, sondern Scheremetjewo landen. „Das kann schon ein bisschen hektisch werden mit all den Sicherheitsvorkehrungen“, fürchtet Cheftrainer Markus Eicher, der am Wochenende das Team nicht betreut, sondern beim Junioren-Weltcup im italienischen Baselga di Pine den deutschen Nachwuchs beobachtet.