Interview KFC-Uerdingen: „Jetzt dürfen wir keine Fehler mehr machen!“

Krefeld · 18 Monate ist der Sportmanager Damien Raths jetzt beim KFC Uerdingen. Mit einem kleinen Team gelang ihm die Rettung des „mausetoten“ Clubs. Im Interview mit der WZ blickt er auf das Jahr 2022 zurück.

KFC-Präsident Damien Raths hält am Ziel Aufstieg in die Regionalliga fest.

Foto: WZ/Dirk Jochmann

Bald sind 18 Monate vergangen, seit der Luxemburger Sportmanager Damien Raths im Sommer 2021 die Geschicke beim KFC Uerdingen übernommen hat. Mit einem kleinen Vorstandsteam aus Vereinsgetreuen angetreten, ging es um die Rettung des damals „mausetoten“ Clubs, der nach dem Abgang des wenig integren Mäzens Mikhail Ponomarev und seines Kurzzeit-Nachfolgers Roman Gevorkyan den KFC aus der Insolvenz befreien musste. Heute kämpfen die Uerdinger um den Wiederaufstieg in die Regionalliga West. Die Spielpause in der Oberliga nutzte die WZ für ein Gespräch mit dem 36-Jährigen, der ständig zwischen Luxemburg, Frankfurt und Krefeld pendelt.

Herr Raths, wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Damien Raths: Es war ein sehr anstrengendes, aber auch interessantes Jahr, in dem ich bestimmt um zehn Jahre gealtert bin (lacht). Es macht sich jeder schon lustig darüber, wie grau ich geworden bin. Aber ganz im Ernst: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben im Februar die Insolvenz abgewendet, haben uns erfolgreich gegen die Neun-Punkte-Bestrafung des DFB gewehrt, was es so nicht in Deutschland gab, sind im April in die Grotenburg zurückgekehrt. Wir erfahren große Unterstützung. Wir haben für diese Saison mehr Dauerkarten verkauft als nach dem Aufstieg in die Dritte Liga. Ich habe sehr viel Positives erfahren. Viele Menschen haben dabei geholfen, dass es wieder vorwärts geht. Alle haben enorm viel dazu beigetragen. Auch ein sehr großer Dank gilt dem Insolvenzverwalter, mit dem wir super zusammenarbeiten konnten und dem Anwaltsteam, was uns vertreten hatte gegenüber dem Verband.

Der KFC liegt nach 17 von 40 Spielrunden vier Punkte hinter Tabellenführer SSVg Velbert. Wie bewerten Sie die sportliche Lage?

Raths: Ich wäre natürlich am liebsten Erster. Ganz klar. Wir sind gut in die Saison gestartet, haben aber in den Spielen danach leider Gottes zu viele Punkte liegen gelassen, obwohl wir gegen alle fünf Topteams außer Ratingen (Heimspiel am 3. Dezember, d. Red.) gewonnen haben. Das Spiel gegen TVD Velbert (1:4, d. Red.) haben wir verdient verloren. Die haben es sehr gut gemacht. In den anderen Begegnungen haben wir aber durch eigene Fehler Punkte verloren.

Sie befinden sich mit der sportlichen Leitung im regelmäßigen Austausch. Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?

Raths: Wir werden nach den vier letzten Spielen des Jahres vor der Winterpause eine Analyse mit der Sportlichen Leitung und dem Trainerteam ansetzen und zu einer Bewertung kommen, was wir verändern müssen. Man muss berücksichtigen, dass wir auch in dieser Saison mit einer komplett neuen Mannschaft angetreten sind. Das braucht natürlich Zeit. Unser großer Rivale aus Velbert hat eine eingespielte Mannschaft. Wir sind allerdings auch gut gestartet, haben aber durch Dummheiten Punkte verloren, uns hier und da die Butter vom Brot nehmen lassen. Vier Zähler Rückstand sind nicht die Welt. Das kann man alles noch aufholen. Jetzt dürfen wir aber keine Fehler mehr machen bis zum Winter.

Bleibt die Zielsetzung erhalten?

Raths: Das Ziel bleibt der Aufstieg. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den letzten vier Spielen bis zum Winter viermal gewinnen werden.

Können Sie schon sagen, ob es in der Winterpause Verstärkungen geben wird?

Raths: Das Budget ist zu. Aktuell sind keine Verpflichtungen geplant. Wir müssen die Transfers abwarten:  Vielleicht gibt es auch Spieler, die den Verein verlassen. Da in Phil Zimmermann und Vedran Beric zwei Männer monatelang fehlen, werden wir eventuell auf der Position Außenverteidiger etwas tun. Ob wir noch jemanden verpflichten können, hängt aber mit den Abgängen zusammen oder davon, ob noch Sponsoren dazukommen. Wir machen hier kein Harakiri mehr. Wir werden nur Leute holen, die wir uns auch leisten können.

Was bedeutet der Einzug in die neue Geschäftsstelle im „Gelben Haus“ neben der Grotenburg?

Raths: Wir wollen Ende des Monats den Umzug abschließen. Noch gibt es bei Elektrik, Licht und Strom Dinge zu erledigen. Für den Verein ist das eine sehr gute Sache. Wir werden bald acht Büros zur Verfügung haben, die uns ganz andere Möglichkeiten bieten. Auch die Lage am Stadion ist gut. Das Gelände ist sehr groß. Vielleicht kann man dort auch in Sachen Fanshop oder einer kleinen Kneipe etwas machen. Ziel ist es, den Verein weiter auszubauen und schließlich mehr Platz für Mitarbeiter zu schaffen.

Wie sind Sie mit der Entwicklung der Sanierung des Stadions zufrieden? Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt?

Raths: Das Verhältnis ist intakt. Wir machen es sehr gut miteinander. Aber jeder hat natürlich seine Interessen. Es geht weiter voran, aber das Stadion bleibt in dieser Saison eine Baustelle. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die Grotenburg eine Regionalliga-Tauglichkeit erhält, dass die Umkleiden unter der Tribüne wieder nutzbar sind und dass wir unsere VIP-Gäste wieder in einem warmen Raum begrüßen können. Derzeit gibt es dafür ein beheiztes Zelt. Es ist uns sehr wichtig in der Grotenburg zu spielen. Dadurch ist mehr Sponsoring möglich. Ein Verein kann langfristig nur überleben, wenn er eine Spielstätte hat.

Die KFC-Fans legen als Grotenburg-Supporters selbst seit vielen Monaten Hand auf der Baustelle an, um den Prozess zu beschleunigen.

Raths: Was diese Leute machen, ist Wahnsinn. Ich kann davor nur den Hut ziehen. Sie arbeiten jetzt auch am Gelben Haus, räumen die Grotenburg aus. Wo würden wir ohne sie stehen?

Was wünschen Sie sich für 2023?

Raths: Ich wünsche mir, dass wir aus der Oberliga herauskommen und diesen Erfolg mit allen Leuten feiern können, die uns geholfen haben.