„König Ottos“ ganz normaler Fußballalltag

Am Dienstag beginnt bei der abstiegsbedrohten Hertha aus Berlin die Rehhagel’sche Zeitrechnung.

Düsseldorf/Berlin. Noch fünf Tage bis zum ersten Abstiegs-Endspiel. Wenn Hertha BSC auswärts beim zweiten Aufsteiger FC Augsburg antritt, wird der rauschende Empfang von „König“ Otto Rehhagel in Berlin lange Vergangenheit sein.

Und aus dem 73 Jahre alten Routinier wieder ein ganz normaler Fußballlehrer geworden sein, für den die Erfolge der Vergangenheit nichts mehr zählen. Dass Rehhagel davon überzeugt ist, man könne ihm seine Reputation als Trainer nicht mehr nehmen, wird niemand bezweifeln, aber in der Bundesliga zählen nur die Punkte.

Und nicht mehr, dass „König“ Otto Rehhagel 2004 in Portugal mit Griechenland sensationell Europameister geworden ist und seitdem „Rehhakles“ genannt wird. Und auch nicht mehr, dass er mit dem 1. FC Kaiserslautern nach der Rückkehr in die Bundesliga sofort Deutscher Meister wurde. Und auch nicht mehr, dass Rehhagel in 14 Jahren bei Werder Bremen eine ganz neue Fußballschule entwickelte. Mit der Defensivtaktik Rehhagel’scher Prägung ist heute in der Bundesliga kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Am Dienstag wird „König Otto“ erstmals auf dem Trainingsplatz des Berliner Fußball-Bundesligisten stehen. Zurück im Geschäft. Endgültig. „Der Einstand wird nicht einfach für ihn“, prophezeit Udo Lattek, der Comebacks dieser Art aus seiner eigenen Laufbahn kennt. „Ähnlich wie bei mir wird es auch bei Otto Vorbehalte geben. Die jungen Burschen in der Mannschaft haben doch ganz andere Gedanken im Kopf“, sagte Lattek der „SportBild“. Rehhagel lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich. „Alles wird sich auf Rehhagel fokussieren. Damit kann man den Druck von der Mannschaft wegnehmen“, sagte Ex-Torwart Frank Rost.

Darauf dürften auch seine Assistenten hoffen. René Tretschok und Ante Covic werden für die Arbeit auf dem Platz verantwortlich sein. Mit Rehhagel als Aufseher.

„Ich bin immer dabei, und ich werde eingreifen, das ist doch klar“, kündigte Rehhagel an. Im Kellerduell auswärts gegen den FC Augsburg wird er das erste Mal seit dem 30. September 2000 wieder auf der Bundesliga-Trainerbank sitzen. Es wird Rehhagels 821. Bundesligaspiel als verantwortlicher Trainer sein, das ist Rekord. Dass Rehhagel seine neue Mannschaft nach dem elften sieglosen Spiel nacheinander nicht sofort auf den Trainingsplatz zitierte, scheint bemerkenswert. Otto Rehhagel sagt: „Die Leute, die das hier retten können, sind die Spieler. Nur die, das muss man wissen.“ Und dann folgt sein unbedingtes Bekenntnis: „Berlin ist besonders. Und ich will, dass Hertha BSC in der Bundesliga bleibt.“