Eine Änderung in den Nominierungs-Richtlinien sorgt für Unmut Odendahl muss EM-Norm wiederholen
Die 17-jährige Top-800-Meter Läuferin Hannah Odendahl vom SC Bayer 05 Uerdingen ist auf dem Erfolgsweg. Schon zwei Bestzeiten gelangen ihr in dieser Saison. Sie will bei den U 20-Europameisterschaften in Jerusalem vom 7. bis 10. August im 800-Meter-Lauf für Deutschland starten.
Die Norm von 2:07,80 Minuten dazu hat sie in 2:06,70 Minuten bereits deutlich unterboten, aber diese wird vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) überraschend nicht anerkannt. Grund dafür ist eine in aller Stille Anfang Mai vorgenommene Veränderung der Nominierungs-Richtlinie. Von der erfuhren viele Veranstalter von großen Meetings wie auch das Track-Meeting in Sonsbeck am 7. Mai viel zu spät. Sie hätten ihr Sportfest nämlich nicht nur beim DLV, sondern sechs Wochen zuvor auch beim Weltverband (Worlds Athletics) anmelden müssen, damit internationale Normen auch deren Anerkennung finden. Hannah Odendahl erfuhr erst zehn Tage später beim Kölner Meeting zu Himmelfahrt davon. „Dort hatte ich gehört, dass meine EM-Normzeit nicht gewertet wird“, erzählt sie im Rückblick auf diese enttäuschende Botschaft. Ihr Kölner Rennen, bei dem sie in 2:11,24 Minuten ins Ziel kam, war auch nicht beim Weltverband angemeldet, eine Norm hätte also auch nicht gezählt.
Odendahl glaubt weiter an ihre Chance auf den EM-Start
Nun will sie am Samstag in Osterode im Harz beim internationalen Meeting ihre Zeit von Sonsbeck nochmals bestätigen. „Nach den 55,93 Sekunden am Pfingstmontag in Rheydt über 400 Meter traue ich mir das zu“, zeigt sie sich selbstbewusst. Sie will diese Norm gegen die vorjährige U-18 EM-Teilnehmerin Jasmin Kühnast unbedingt endgültig abhaken. Odendahl liegt mit ihrer Bestzeit von 2:06,70 Minuten an der Spitze der U-20 in Deutschland. Drei junge Frauen mit EM-Norm können nach Jerusalem fahren. Die Entscheidung fällt erst endgültig am 25. Juni bei der Gala in Mannheim.
Odendahl war schon im Winter sehr erfolgreich. Bei der Jugend-DM in Dortmund gewann sie Bronze. Ein Highlight war auch das Meeting in Erfurt, wo sie in 2:09,78 Minuten gewann. Dazu kam der NRW-Meistertitel zwei Tage später über 400 Meter in Düsseldorf in 57,01 Sekunden. „Mit dem Rennen bei der DM in Dortmund war ich allerdings trotz Bronze nicht ganz zufrieden, weil ich gesundheitlich nicht zu 100 Prozent fit war.“ Mit dem Verlauf der bisherigen Freiluftsaison ist sie trotz des Missgeschicks der Nichtanerkennung der EM-Norm selbst überrascht. „Ich hatte in Sonsbeck einen perfekten Tagesablauf mit einer unerwarteten Bestzeit“, sagt sie. „Mit den 400 Metern in Rheydt zeigt sich, dass ich die Zeit von 2:06 Minuten nochmals laufen kann“, so Odendahl weiter.
Odendahl geht mit ihren 17 Jahren in die Robert-Jungk-Gesamtschule in Hüls, wo sie 2025 ihr Abitur macht. Was danach kommt? „Ich habe noch keine Pläne“, blickt sie nicht so weit voraus. Zeit für Hobbys bleibt ihr nicht mehr: „Zurzeit konzentriere ich mich auf Schule und Training.“ Gerne fügt sie noch als Besonderheit an: „Mit meinem Trainer Udo Krumm erreiche ich immer perfekt bei den wichtigsten Wettkämpfen meine Bestform.“ Krumms Einschätzung: „Hannah wird sich mittelfristig in der erweiterten deutschen Mittelstreckenspitze bei den Damen etablieren und mit dem nötigen Quäntchen Glück auch für internationale Aufgaben empfehlen.“ Auch Peter Quasten, Cheftrainer beim SC Bayer 05 Uerdingen, ist von Odendahl überzeugt: „Hannah und Udo Krumm sind ein sehr gutes Athleten-Trainer Duo. Ihre Entwicklung auf der 800 Meter-Strecke hängt von Ihren Sprint-Zeiten über 200 und 400 Meter ab. Mit der jüngsten Verbesserung über 400 Meter ist ein erster Schritt dahin getan. Um Zeiten um die 2:00 Minuten laufen zu können, sind mindestens 54er-Zeiten nötig. Daran wird gearbeitet.“