Deutschlands schnellste Frau: Sailer holt Sprint-Titel
Leipzig (dpa) - Die Zuschauer jubelten, alle Konkurrentinnen fielen ihr um den Hals. Auf der Anzeigetafel stand die Zeit „7,14“, nur vier andere Sprinterinnen auf der Welt waren in diesem Jahr noch schneller.
Verena Sailer lächelte in diesem Moment und winkte einmal kurz zurück ins Publikum. Dann schaute sie hoch zur Anzeigetafel, wo mittlerweile die Wiederholung dieses 60-Meter-Finals bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig lief. „Die Zeit war gut, aber der Start war gar nichts“, kommentierte sie die 7,14 Sekunden. „Mit einem Start wie heute komme ich in Sopot nicht ins Finale.“
Verena Sailer ist seit mittlerweile acht Jahren die mit Abstand schnellste Frau Deutschlands. Ihr Sieg in Leipzig war bereits ihr 13. deutscher Meistertitel über 60 oder 100 Meter - sieben im Freien, jetzt sechs unter dem Dach. Die Crux ihrer Karriere ist, dass sie national allen davonläuft, aber international keine Verletzung, kein Fehler, rein gar nichts passieren darf, damit sie dort konkurrenzfähig bleibt. In zwei Wochen finden an der polnischen Ostseeküste die Hallen-Weltmeisterschaften statt. „Jetzt wird es ernst. In Sopot würde ich meine Zeit gerne verbessern. Da ist noch was drin“, meinte Sailer.
Ein konkretes Ziel für diese WM formulierte die 28-Jährige nicht, und das ist wohl auch klug so. Im Jahr zwei nach den Olympischen Spielen ist auch die Hallensaison wieder sehr stark besetzt, sogar die 100-Meter-Weltmeisterin und -Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce startet in diesem Winter unter dem Dach. Das ist für die Sprintstars von der Karibikinsel Jamaika eher ungewöhnlich.
Andererseits war es auch nicht so, dass Sailer mit ihrem starken, auch nach internationalen Maßstäben sehr beachtlichen Auftritt in Leipzig restlos unzufrieden gewesen wäre. „Ich freue mich auf die WM“, meinte sie. „Ob ich in der Form meines Lebens bin? Ich weiß es nicht. Aber ich bin sehr gut drauf.“ Bereits im Vorlauf verbesserte die Freiluft-Europameisterin von 2010 ihre Saisonbestzeit auf 7,17 Sekunden. Im Zwischenlauf lief sie dann zum ersten Mal die 7,14, im Finale erneut. Das waren drei Top-Zeiten in weniger als drei Stunden.
„Ich habe gut trainiert, die Vorbereitung lief super. Ich hatte keine Probleme und keinen Tag Trainingsausfall“, sagte sie zur Erklärung. Letzteres ist keine Selbstverständlichkeit bei der Athletin der MTG Mannheim. Vor drei Jahren verpasste sie beinahe eine komplette Saison wegen Achillessehnen-Problemen. „Meine Füße reagieren auf diese hohen Geschwindigkeiten mit Schmerzen“, sagte sie einmal. Für eine Sprinterin keine ideale Voraussetzung.
Auf dem Weg nach Sopot wird Sailer am 1. März noch beim ISTAF Indoor in Berlin starten. Es ist so etwas wie die Generalprobe für die WM, neben Robert Harting zählt sie dort zu den Stars. „Das wird bestimmt eine richtig gute Nummer“, meinte Sailer.