Trotz Eisbein und Kältebecken: Spank ist wieder heiß
Berlin (dpa) - Als die Kellnerin mit dem leckeren Eisbein an seinem Tisch vorbeiflitzt, da wird der Neu-Berliner Raul Spank fast schwach.
„Das könnte ich mir nach dem harten Training auch mal leisten, aber ich habe schon gegessen. Außerdem will ich bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende wieder unter 80 Kilo sein“, verrät der frühere Weltklasse-Hochspringer beim Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Und möglichst über 2,28 Meter fliegen. Diese Höhe, die der Sachse früher im Trainingsanzug nahm, will der 25-Jährige am Sonntag in der Arena Leipzig angreifen. Nach seiner langwierigen Achillessehnenverletzung hat er jetzt 80,5 Kilo drauf.
Spank strahlt. „Ich bin gerade im Training 2,15 Meter gesprungen“, sagt er stolz. In Leipzig will er sich den Hallentitel schnappen, bei der EM im August in Zürich unter die besten Acht kommen. Ein kleines Wunder wäre es schon. Schließlich war der Mann 19 Monate lang raus aus dem Geschäft. Seine Leidenszeit begann im Frühsommer 2012, „mein Super-Gau“, klagte Spank am 20. Juni 2012 auf seiner Internet-Seite. Ein 2,6 Zentimeter langer Längsriss an der rechten Achillessehne zerstörte all seine Träume von EM und Olympia im gleichen Jahr. „Da habe ich eine Woche lang drüber nachgedacht, ob ich ganz aufhöre“, gibt der WM-Dritte von Berlin 2009 zu.
Im Herbst 2012 ging Spank sechs Wochen auf Krücken. Eine harte Zeit und kein gutes Gefühl für einen jungen Hochspringer, der mal die Welt erobern wollte. Olympia-Medaille? 2,40 Meter? Das konnte sich der Dresdner, der inzwischen bei Rainer Pottel in Berlin trainiert, abschminken. Doch dann hat er im Frühjahr 2013 alte Wettkampf-Videos herausgekramt - und Blut geleckt. „Das war der Cut! Im Juni bin ich total neu durchgestartet.“
„Bei null“ fing Spank am 1. November wieder mit dem Training an. „Ich war froh, dass ich 1,85 Meter geschafft habe.“ Seinen ersten Hallenwettkampf nach der Zwangspause absolvierte er am 25. Januar in Berlin: 2,11 Meter. Dresden 2,18. Dann Arnstadt 2,24. Geht doch. „Wenn ich in diesem Jahr 2,30 Meter springe, dann war dieses Jahr ein großer Erfolg“, sagt er, „und wenn ich bei der WM unter die Top 8 komme.“ Hoppla, Spank meint die Freiluft-Weltmeisterschaften 2015 in Peking. Und er weiß, das ist noch ein sehr langer Weg. „Jetzt muss ich erst mal kleine Brötchen backen.“
Ein „Übergangsjahr“ ist 2014 für ihn, meint der Olympia-Fünfte von Peking. Das war im August 2008. „Eine Medaille ist frühestens 2015 wieder drin.“ Nun untertreibt der gesprächige Sachse aber, denn schon am Wochenende soll der Sprung aufs Treppchen gelingen. „Martin Günther ist der Favorit, aber ich sehe mich als relativ sicherer Medaillenkandidat.“ Und bald wieder als Nummer 1 in Deutschland? „Die Höhen sind klar, aber von 2,24 bis 2,28 ist schon ein ganzes Stück.
Der Wechsel in die Hauptstadt zur LG Nord Berlin motiviert den langen Hochspringer zusätzlich. „Das war ein warmherziger Empfang. Ich bin hier zu Hause“, versichert der Student der Energiewirtschaft, der seinen Master an der TU Dresden macht. Mit Pottel, das läuft gut, „der ist kein Oberlehrer“. Und sonst? Spank grinst wie ein Lausbub. „Ich liebe das Kältebecken. Das ist gut für die Regeneration.“ Der Mann hat auch Gedankensprünge drauf.