Ex-Weltrekordler Armin Hary: Leichtathletik „todkrank“
Moskau (dpa) - „Todkrank“ - diese Diagnose hat der frühere Weltrekordler Armin Hary für die Leichtathletik angesichts ihrer Dopingfälle gestellt. Der Olympiasieger über 100 und 4 x 100 Meter von Rom 1960 zeichnete vor der WM in einem Interview der Stiftung Deutsche Sporthilfe ein düsteres Bild.
„Die Leichtathletik ist nicht nur die Königsdisziplin der Olympischen Spiele, sie ist die Grunddisziplin aller Sportarten. Unbestritten allerdings ist, dass die Königin zur Zeit todkrank ist, zerfressen vom Doping-Krebs“, sagte der 76-Jährige.
„Wenn wir nicht jetzt etwas unternehmen, etwas Grundsätzliches, verkommt diese historisch, ethisch, kämpferisch und ästhetisch wichtigste Sportart zum puren Zirkusrummel“, erklärte Hary. „Wenn saubere Athleten keinen Spaß mehr an ihr haben, weil sie den Doping-Konkurrenten ewig hinterherlaufen, wird schon den Kindern, erst recht den Jugendlichen der Spaß an dieser Sportart genommen werden.“
Hary, der 1958 als Erster die 100 Meter in handgestoppten 10,0 Sekunden rannte und bis heute der letzte europäische Weltrekordler auf dieser Distanz ist, hatte kürzlich gefordert, Weltrekordzeiten im Sprint zu annullieren. Seines Erachtens sollten Dopingsünder für zehn Jahre gesperrt, müssten aber zumindest für alle Zeiten von Olympia ausgeschlossen werden. Die WM wird sich Hary trotz seiner Kritik im Fernsehen anschauen. „Ich hoffe nur, dass unsere Athleten sauber sind. Das ist das Wichtigste. Aber für sie muss eben mehr getan werden.“