Friedrich und de Zordo bangen um Olympia-Teilnahme
Bochum (dpa) - Die Zuversicht wird bei Ariane Friedrich zunehmend von Torschlusspanik und Verzweiflung verdrängt. „Ich bin gerade so frustriert, das können Sie sich nicht vorstellen. Das Ärgerliche ist einfach, dass ich heute so wenig dafürkann“, schluchzte der Hochsprung-Star unter Tränen.
„Es hätte wirklich klappen können, müssen. Die Höhe ist einfach ins Wasser gefallen, das ist bitter.“ Mit nur 1,86 Meter gewann sie bei den deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid zwar ihren sechsten Freiluft-Titel, verfehlte die Olympia-Norm aber um neun Zentimeter.
Immer enger wird es auch für Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo, der bei der Jagd um den Richtwert für die Olympischen Spiele in London (27. Juli bis 12. August) ebenfalls einen weiteren Rückschlag erlebte. Wegen Schmerzen im Ellenbogen des linken Wurfarms musste der Saarbrücker Minuten vor dem Titelkampf passen. „Angst habe ich nicht, weil ich weiß, dass ich in guter Form bin“, meinte der 24 Jahre alte Ausnahmewerfer. „Deshalb mache ich mir keinen Kopf.“
Letzte Chance für de Zordo, sich von bisher 81,65 Metern noch auf die Norm von 82 Metern zu steigern, sind die Europameisterschaften vom 27. Juni bis 1. Juli in Helsinki. „Ich bin ein Meisterschaftstyp und hoffe auf diesen Bonus. In Helsinki wird die Norm fallen“, sagte er zuversichtlich. Nicht die eine Woche zuvor beim Wettkampf in St. Wendel bei einem Sturz zugezogene Verletzung limitierten seine Würfe, vielmehr hatte dies eine technische Ursache. „Ich hatte eine zu starke Rotation im Oberkörper. Da ist der Speer fast über das Stadiondach, aber nicht weit geflogen“, berichtete de Zordo.
Dass er nach dem Gewinn von EM-Silber 2010 und dem WM-Triumph von 2011 als einer der großen Olympia-Goldanwärter gehandelt wird, empfindet er nicht als Last. „Das baut einen auf, wenn man als Medaillenfavorit angesehen wird“, sagte de Zordo. „Und wenn ich keine Medaille hole, ärgere ich mich vielleicht, aber ich bin ja noch jung.“
Die verunsicherte Ariane Friedrich (28) will sich nicht darauf verlassen, den Absprung nach London bei der EM zu schaffen. Deshalb beauftragte sie ihren Trainer Günter Eisinger, in der kommenden Woche noch einen Wettkampf zu finden, wo sie die Norm erneut angehen kann. „Wenn die blöde Norm fällt, bin ich wieder cooler im Kopf“, hofft die deutsche Rekordlerin und WM-Dritte von 2009, die im Dezember 2010 einen Achillessehnenriss erlitten hatte. Das bisher vergebliche Bemühen, die London-Barriere von 1,95 Meter zu überwinden, fasst sie so zusammen: „Es ist, als würde ich gegen einen Wand springen.“
Diese Gefühl hatte sie vor allem beim Regenspringen mit böigem Wind im Lohrheidestadion. „Das waren die schlechtesten Bedingungen, die ich jemals in einem Wettkampf hatte - sie waren ein Killer“, haderte Friedrich. „Das ist so ungerecht vom Wettergott. Heute wäre es schöner gewesen, in einem anderen Land zu leben.“