DLV-Cheftrainer Gonschinska: Chancen für 16 Medaillen bei Berliner EM

Frankfurt/Main (dpa) - Der Deutsche Leichtathletik-Verband will als Gastgeber der Europameisterschaften im August in Berlin mächtig auftrumpfen.

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Eine Wiederholung des Medaillen-Festes wie bei der EM 2016 in Amsterdam, wo die DLV-Asse 16 Edelplaketten gewannen, hält Cheftrainer Idriss Gonschinska für möglich. „Wir haben einiges vor und haben Medaillenchancen, die sich in diesem Bereich bewegen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Zwei Jahre vor diesem Boom wenige Wochen vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio hatte es bei der EM 2014 in Zürich zu acht Medaillen gereicht. Bei den Spielen in Brasilien holten die DLV-Topathleten nur drei und bei der WM 2017 in London fünf Medaillen.

Die Berliner EM liegt mitten in der Olympia-Vorbereitung für Tokio 2020 und bietet die Möglichkeit „auf europäischer Ebene eine hohe Wettkampfkompetenz“ zu entwickeln und jungen Athleten die Chance, „erste internationale Erfolge zu realisieren“, erklärte Gonschinska.

Eine Standortbestimmung für die Tokio-Spiele sei es aber nicht: „Man kann Europa und die Welt nicht vergleichen.“ Die EM sei eine wichtige Zwischenstation und ein Highlight für die DLV-Athleten. „Motivieren muss man sie für die Heim-EM nicht. Sie freuen sich darauf - und ich auch“, meinte der Leitende Direktor Sport und hofft auf ein unvergessliches Erlebnis. „Wir hatten schon kleinere Sommermärchen bei den Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart und 2009 in Berlin. Ich hoffe, dass es uns diesmal mindestens vergleichbar gelingt.“

Deshalb wünscht sich Gonschinska, dass es Diskus-Ikone Robert Harting trotz immenser Verletzungssorgen gelingen möge, zum Ende einer großen Karriere in seiner Heimatstadt eine Glanztat zu vollbringen. „Ich bin überzeugt, dass er unfassbar motiviert ist, in Berlin sich einen tollen Abschied zu bereiten“, meinte er. „Er arbeitet mit seinem Trainer intensiv daran, die Probleme zu lösen.“ Der Olympiasieger von 2012 laboriert an den Folgen des Risses der Quadrizepssehne im rechten Knie. Er versicherte: „Ich gebe aber nicht auf.“

Während Hartings Laufbahn zu Ende geht, soll es für die DLV-Talente an der Spree erst richtig losgehen. „Wir haben schon sehr viele junge Athleten bei der WM 2017 in London dabei gehabt. Und sie sind immer noch jung“, sagte Gonschinska. Die Läuferinnen Gina Lückenkemper, Konstanze Klosterhalfen oder Alina Reh zählten nicht nur dazu, sie seien bei der EM auch Medaillenkandidatinnen: „Das sind Athleten, die in diesem Bereich eingreifen können.“

Mit Blick auf die Sommerspiele 2020 ist er auch zuversichtlich, dass das Weltklasse-Kugelstoßduo David Storl nach einem Leistungstief und Christina Schwanitz nach der Geburt von Zwillingen bei der EM wieder stark auftrumpfen werden. „Christina Schwanitz ist auf einem guten Weg zurück. Die Werte von ihr sind nach dem Feedback ihres Trainers sehr vielversprechend“, berichtete Gonschinska. Dies werde ihr helfen, „sich motiviert auf die EM vorzubereiten“.

Auch Europameister Storl sei mit dem neuen Trainer Wilko Schaa auf gutem Weg. „Bei David sieht man, dass mit einem veränderten Ansatz und einer anderen Idee im Training nach einer Karriere mit unfassbar vielen Erfolgen schon im jugendlichen Alter etwas zu bewegen ist“, sagte Gonschinska. „Wir werden uns im Sommer über ihn freuen können.“

Dagegen sieht es in technischen Disziplinen wie im Speerwurf der Frauen nach dem Abtritt von Christina Obergföll und Linda Stahl sowie im Hammerwurf von Betty Heidler angesichts fehlenden Nachwuchses nicht so rosig aus. „Im Moment haben wir hinter einigen Spitzenathleten nicht sofort wieder herausragende Talente, die sie sofort ersetzen können“, bekannte Gonschinska. Man hoffe, dass dies bis 2024 gelingen könne. „Topathleten sind nicht einfach so zu ersetzen. Wir haben ja auch nicht sofort den nächsten Usain Bolt.“