Harting verschiebt Comeback: „Die Misere ärgert mich“
Berlin (dpa) - Diskus-Olympiasieger Robert Harting muss vier Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sein Comeback verschieben. „Ich habe den ganzen April über nicht trainiert. Die ganze Misere, das ärgert mich“, sagte der dreimalige Weltmeister aus Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
Statt am 15. Mai wie geplant in Wiesbaden in die Saison einzusteigen, will Harting nun am 2. Juni in Rom im Ring stehen. Derweil musste Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz wegen Schulterproblemen ihre Teilnahme beim Diamond-League-Meeting am Freitag in Doha absagen.
Harting muss nach zwei weiteren Verletzungen erstmal wieder Fuß fassen, dabei kämpft er seit seinem Kreuzbandriss im September 2014 ohnehin um die Rückkehr in die Weltspitze. Im März hatte der 31-Jährige Beschwerden mit einer Kniesehne, im April erlitt er im Trainingslager in Florida einen Faserriss im Brustmuskel, der ihm erheblich zu schaffen machte. „Das fordert alles von mir. Nochmals in die Warteschleife - das geht sehr an die Reserven“, sagte er und räumte ein: „Auf dem Rückflug von Florida, da war ich am Boden.“
Seine Olympia-Teilnahme sieht Harting jedoch nicht gefährdet. „Ich bin frohen Mutes, dass ich den Jungs in Rio noch mal zeigen kann, wem der Ring gehört“, sagte er. Der dreimalige Sportler des Jahres fehlte nach seinem Kreuzbandriss bei der Leichtathletik-WM 2015 in Peking. Sein für das Freiluft-ISTAF im September 2015 geplante Comeback fiel ins Wasser, erst Mitte Februar kehrte Harting beim Hallen-ISTAF in Berlin zurück - und feierte dort mit 64,81 Metern gleich einen viel umjubelten Sieg.
„Das ISTAF Indoor hat mich am Leben gehalten. Danach war das eine sehr unrhythmische Saison“, sagte Harting. „Ich bin jetzt praktisch im Comeback Nummer drei.“ Für die Vorbereitung im Hinblick auf Olympia müsse er jetzt das „Taktikbuch“ rausholen: „Es wird ein Mix aus körperlichem Aufbau, den Körper stärken, aber auch flink und schnell machen. Man kann die Biologie nicht austricksen.“
Dass ihm die Olympia-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes angesichts des Trainingsrückstandes Probleme bereiten könnte, darüber macht sich Harting keinen Kopf. „Wer über die Norm nachdenkt, der wird sich auch nur in diesem Bereich aufhalten“, sagte er angesichts der geforderten 65,00 Meter.
Eine weitere große Olympia-Hoffnung des DLV kämpft ebenfalls mit Problemen: Kugelstoßerin Schwanitz vom LV Erzgebirge laboriert an einer Verletzung der rechten Schulter. „Ich bin wieder zuversichtlicher, aber vor Anfang oder Mitte Juni wird Christina keine Wettkämpfe bestreiten“, sagte Bundestrainer Sven Lang.
Ziel ist die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften am 18./19. Juni in Kassel und an den Europameisterschaften vom 6. bis 10. Juli in Amsterdam. Vizeweltmeister David Storl, der lange mit Knieproblemen zu tun hatte, will seinen Saisoneinstand am 21. Mai in Halle geben.
Derzeit weilt Lang mit Schwanitz und Storl im Trainingslager in Südtirol. Dort ist die Sportlerin des Jahres erstmals seit Januar auch wieder in den Ring gestiegen. „Die Olympia-Norm schafft sie locker, doch das ist natürlich nicht unser Anspruch“, sagte Lang.