Hartings Träume: WM-Titel und 70 Meter
Berlin (dpa) - Drei Starts, drei Siege, dreimal über 68 Meter: Die Saison läuft bisher glänzend für Robert Harting. In Halle, Hengelo und Eugene bezwang der Diskus-Riese die Weltelite deutlich: Seinen Erzrivalen Piotr Malachowski ebenso wie den Esten Gerd Kanter und Virgilijus Alekna aus Litauen.
„Mein Ziel kann in Daegu nur sein, meinen Titel zu verteidigen. Und dann werde ich auch Blumen mit zum Jubiläums-ISTAF mitbringen“, kündigte der Berliner 2,01-Meter-Hüne an. Doch eines weiß der WM-Held von Berlin 2009 ganz genau: Seine Gegner werden sich in Südkorea „ganz anders vorstellen, als im bisherigen Saisonverlauf“.
Ein paar Probleme hat der 26 Jahre alte Hauptstädter derzeit mit dem linken Knie, nachdem vor zwei Jahren bereits eine Operation am rechten Knie fällig war. „Das ist der kritische Punkt in der Vorbereitung. Ich hoffe nur, dass ich die Saison gut über die Runden bringe“, meinte er.
Mit seinen 68,99 Metern von Halle/Saale hat Harting bereits eine kräftige Duft-Marke gesetzt, die nur wenig unter seinem persönlichen Bestwert (69,69) aus dem Vorjahr liegt. Gänzlich zufrieden ist er damit jedoch nicht. „Ich habe noch Reserven: Manchmal übersteuere ich, brauche noch mehr Kontrolle und mentale Stärke“, sagt er und hofft, im WM-Jahr endlich die „Schallmauer“ von 70 Meter zu durchbrechen.
„Bei der WM wären die 70 Meter am wichtigsten. Wir schaukeln uns gegenseitig hoch: Jeder, der 68 Meter wirft, darf sich einer WM-Medaille nicht sicher sein“, meinte Harting, dessen Bilder nach dem Titel mit dem auf den Rücken geschwungenen WM-Maskottchen „Berlino“ vor zwei Jahren um die Welt gingen.
Eine Woche nach der WM wird am 11. September beim 70. ISTAF seit 1921 erneut der Meeting-Rekord in Hartings Fokus rücken, den der Chemnitzer Lars Riedel 1996 mit 70,60 Metern fixierte. „Aber der hat damals noch auf der anderen Seite des Stadions geworfen“, meinte Harting und glaubt, dass dort der Wind besser hilft. Doch umgehend räumte Meeting-Direktor Gerhard Janetzky ein, die Anlage bei Bedarf vom Marathon-Tor in die Ostkurve zu verlegen. „Für meinen besten Athleten würde ich das tun“, bekräftigte er, auch wenn dies logistische Konsequenzen für andere Disziplinen nach sich ziehen würde.
Im Gegenzug versuchte Harting, den Meeting-Direktor bei der Verpflichtung von Weltstars zu unterstützen. „Ich werde Usain Bolt in Stockholm ansprechen, ob er vielleicht für 200 000 statt 250 000 Euro nach Berlin kommt“, versprach Harting scherzend, nachdem Janetzky eine Verpflichtung des schnellsten Sprinters der Welt für das ISTAF ausgeschlossen hatte. „Bolt kostet einen zu hohen Preis. Aber wir werden auf jeden Fall Athleten in Berlin sehen, die unter zehn Sekunden laufen können“, kündigte Janetzky für das Meeting im Olympiastadion an, bei dem 50 000 Zuschauer erwartet werden.