Systemkritik Hürdensprinter Bühler kritisiert deutsche Sportförderung
London (dpa) - Hürdensprinter Matthias Bühler hat am Rande der Weltmeisterschaften in London die Sportförderung in der deutschen Leichtathletik massiv kritisiert.
„Wenn ich die finanzielle Hilfe meiner Eltern nicht hätte, müsste ich sofort mit dem Sport aufhören“, sagte der Frankfurter in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Der siebenfache deutsche Meister trainiert seit 2013 während der Wintermonate in den USA bei Weltrekordler Aries Merrit, kann dies aber eigentlich nicht bezahlen.
„Ich mache Verluste. Ich habe durch Amerika hohe Kosten, etwa 30 000 Euro im Jahr. Mein Verein unterstützt mich, von der Sporthilfe gibt es 300 Euro im Monat und dann kommen noch Prämien bei manchen Meetings hinzu“, erklärte Bühler, der im WM-Halbfinale ausgeschieden war. „Insgesamt kann ich also 15 000 bis 20 000 Euro im Jahr verdienen.“ Der 29-Jährige arbeitet auch noch als IT-Systemkaufmann, er sei auf die finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen.
„Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Es ist hart, Ausrüster zu finden, Sponsoren zu finden, es ist hart, zu leben“, sagte Bühler. „Und die jungen Athleten merken das auch.“ Bei den deutschen Meisterschaften dieses Jahr seien noch elf Athleten über 110 Meter Hürden angetreten. „Elf! Werden es noch weniger, brauchen wir bald nur noch einen Lauf auszutragen.“ Wenn man das System so weiterbetreibe, würden die Sportler irgendwann abspringen - „und dann geht die Leichtathletik völlig zugrunde“.