Kowalski will Leichtathletik zukunftsfähig machen

Berlin (dpa) - Manchmal fühlt sich Frank Kowalski wie ein Regisseur. Am Set arbeitet er mit einer kompetenten Crew, und im Drehbuch steht, wie man die Leichtathletik fit für die Zukunft macht.

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Der Film, den der Zuschauer dann sieht, das sind die Meisterschaften, die Meetings. Die olympische Kernsportart ist längst kein Selbstläufer mehr, oft zu lang(weilig) und kaum noch im Fernsehen präsent. Kowalski will das ändern, er ist längst dabei. „Es gibt Leichtathletik, die reformiert werden muss. Definitiv. Die wird vom Zuschauer kaum mehr angenommen“, sagt der gebürtige Pfälzer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Kowalski ist Direktor für Veranstaltungsmanagement im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Der Mann hat keinen einfachen Job, denn „sein“ Produkt ist für alle sichtbar, die Fans stimmen im Stadion ab. Und die Konkurrenz wird immer stärker. „Der Fußball droht in Deutschland mittlerweile so gut wie alles platt zu machen“, beklagt er, „unser Ziel muss der Wettbewerb mit den noch verbleibenden Sportarten sein“, fordert der 50-Jährige.

Kowalski will den Abwärtstrend stoppen, es gibt Lichtblicke, die Talsohle ist erreicht, sagt er. Verhandlungen über ein neues Hallenmeeting in der Kölner LANXESS arena mit 18 000 Plätzen laufen. „Es gibt intensive Gespräche. Der Stand ist positiv“, erklärt der Manager. Ein Vorreiter für neue Formate bei der Präsentation ist das ISTAF Indoor, das am 14. Februar in Berlin seine zweite Auflage erlebt. Die Premiere im Vorjahr, sagt Kowalski, „war eine Sensation - Leichtathletik in einer neuen Dimension“. Das Konzept: kürzer und knackiger. Sport als Show soll auch jenes Publikum ansprechen und anlocken, das sich bisher nie für Leichtathletik interessiert hat.

Weniger ist in schnelllebigen Zeiten manchmal mehr. „Leichtathletik muss deutlich kürzer werden“, fordert Kowalski. „Formate zwischen drei und vier Stunden sind noch annehmbar. Längere Veranstaltungen funktionieren nicht mehr.“ Auch für die TV-Stationen sind kompakte Meetings mit einer zündenden Idee oder einem „local hero“ wie Robert Harting beim ISTAF attraktiver. Kowalski weiß: „Der Fernsehmarkt in Deutschland hat sich brutal zum Fußball entwickelt. Das ist schon ein bisschen frustrierend.“

„Häufig wird die Leichtathletik einfach langweilig präsentiert. Es wäre wünschenswert, wenn wieder mehr Professionalität in die Sportart kommt“, betont Kowalski. Und er sieht erste Erfolge. „Es gibt zarte Pflänzchen in der Leichtathletik. Die muss man jetzt weiterentwickeln.“

So bieten die deutschen Hallenmeisterschaft Ende Februar in der Karlsruher Messehalle ein Non-Stop-Programm: Am Samstag nur noch viereinhalb Stunden, am Sonntag vier Stunden. „Diese Veranstaltung hat vor fünf, sechs Jahren fast doppelt so lange gedauert“, erklärt Kowalski.

Zweites Beispiel: Die Freiluft-DM in Nürnberg. Dank der pfiffigen Idee, zwei Athleten im alten Volksbad in Szene zu setzen, konnte kreativ und gezielt klassisch und in den neuen Medien geworben werden. Vor Weihnachten wurden 400 Tickets pro Tag verkauft. „Das ist für uns sensationell“, meint Kowalski. Bereits am Freitag geht der Weitsprung über die Bühne - außerhalb des Stadions. Kameras verfolgen auf dem Hauptmarkt hautnah jede Bewegung der Athleten. Die Idee dahinter: Die Leichtathletik kommt zu den Menschen, und neue Fans finden so den Weg ins Stadion.

„Das ist Storytelling“, sagt der Experte, der sich auch um das internationale Image der Sportart sorgt. „Die Diamond League als das Top-Produkt der Welt-Leichtathletik findet für den sportinteressierten Zuschauer nicht statt. Sie ist nur einem absoluten Expertenkreis zugänglich“, kritisiert Kowalski. Manchmal geht auch ihm richtig das Herz auf, so im vorigen Juni bei der Team-EM in Braunschweig. „Wenn am Sonntagnachmittag 15 000 Zuschauer aufstehen und singen: „Oh, wie ist das schön“ - dann hat das Produkt immer noch eine Stärke, die sehr positiv zu bewerten ist.“ Dann hat auch die Leichtathletik am Wochenende mal gewonnen.