Leichtathletik-WM: Kenia klasse - Bolt macht Faxen
Daegu (dpa) - Kenias Frauen laufen dem Rest der Welt auf und davon. Mit dem historischen Dreifach-Triumph im Marathon und über 10 000 Meter dominierten die Ausdauerspezialistinnen aus dem ostafrikanischen Land zum Auftakt der 13. Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea.
Edna Kiplagat und Vivian Cheruiyot eroberten die beiden ersten Goldmedaillen. Vor 44 000 Zuschauern begann am Samstag auch die Show des Usain Bolt: Der Weltrekordler, Olympiasieger und Titelverteidiger kasperte ein bisschen herum und rannte dann seinen 100-Meter-Vorlauf mit angezogener Handbremse in 10,10 Sekunden.
Der jamaikanische Superstar machte damit die ersten Schritte auf dem Weg zum angepeilten dritten Dreifach-Gold nach Olympia 2008 und WM 2009. „Ich habe mich großartig gefühlt, der Start war gut“, meinte Bolt grinsend. „Ich bin glücklich, wie es bisher gelaufen ist, ein guter Einstieg ist immer wichtig.“
Ohne Mätzchen, aber mit mächtig Mumm starteten Kenias Läuferinnen in die Titelkämpfe: Cheruiyot zog in ihrem Endspurt in der 25. und letzten Runde der 10 000 Meter gleich drei Teamkolleginnen hinter sich her und siegte in 30:48,98 Minuten. Sally Kipyego, die entthronte Titelverteidigerin Linet Masai und Priscah Cheroni belegten die weiteren Plätze. 2001 in Edmonton und 2005 in Helsinki hatten drei Äthiopierinnen die Podestränge erobert, doch inzwischen ist diese Distanz eine Domäne der Kenianerinnen.
„Ich war glücklich, als ich ins Ziel kam und die anderen hinter mir gesehen habe. Heute war ein großartiger Tag für die Kenianer“, meinte Cheriuyot nach ihrem erst dritten Rennen über diese Distanz.
Den Marathon am Vormittag hatten die 10 000-Meter-Läuferinnen im Fernsehen angeschaut. Da hatte selbst ein Sturz an der letzten Wasserstation Edna Kiplagat nicht aufhalten können. „Ich bin gefallen, und meine Teamkameradin Sharon Cherop hat bei dem Unfall mein Bein getroffen. Da habe ich befürchtet, mich verletzt zu haben, doch ich war okay“, schilderte die 31 Jahre alte Weltmeisterin Kiplagat später die heikle Situation.
Die Topfavoritin setzte sich in 2:28:43 Stunden mit 17 Sekunden Vorsprung gegen ihre Teamkollegin Priscah Jeptoo und Sharon Cherop (2:29:14) durch. Gold, Silber und Bronze an ein Land - das gab es bei WM und Olympia im 42,195-Kilometer-Klassiker bisher weder bei Frauen noch bei Männern. Und noch nie hat ein Land an einem WM-Tag die kompletten Sätze an Edelmetall abgeräumt. Für die Läufer-Nation Kenia, 2009 bei der WM in Berlin hinter den USA, Russland und Jamaika viertbestes Teilnehmer-Land, war es ein perfekter WM-Auftakt.
Drei deutsche Weltklasse-Athleten meisterten die kritischen Ausscheidungen bravourös: Stabhochspringer Malte Mohr, Hammerwerfer Markus Esser und Diskuswerferin Nadine Müller gaben sich in der Qualifikation keine Blöße. „Ich denke, 'ne Medaille soll es schon werden“, sagte Hallen-Vizeweltmeister Mohr vor dem Finale am Montag - zumal Olympiasieger und Titelverteidiger Steven Hooker aus Australien mit einem „Salto nullo“ rausflog.
1,93-Meter-Frau Müller könnte mit dem großen Wurf an diesem Sonntag das erste Edelmetall für das 72-köpfige Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gewinnen. Ganz frech bestritt „Küken“ Gesa Felicitas Krause ihr WM-Debüt: Die mit 19 Jahren jüngste deutsche Teilnehmerin aus Frankfurt/Main rannte in der persönlichen Bestzeit von 9:35,83 Sekunden ins Finale über 3000 Meter Hindernis.
Am ersten Tag des Zehnkampfs schlug sich Youngster Jan Felix Knobel als Zehnter mit 4169 Punkten wacker. „Eine solide Leistung. Ich bin jetzt echt happy“, sagte der Frankfurter. Sein Clubkollege Pascal Behrenbruch lag bei Halbzeit nur auf Rang 22. Der Hallenser Rico Freimuth musste beim Kugelstoßen verletzt aufgeben, zudem hatte er beim Weitsprung drei ungültige Versuche. Die Topfavoriten Trey Hardee und Ashton Eaton aus den USA liefern sich an der Spitze den erwarteten Zweikampf.