Marathon-Debütant Bekele will den Weltrekord
Paris (dpa) - In Paris möchte Äthiopiens Dauerläufer Kenenisa Bekele seine neue Liebe finden. Nach dutzenden Medaillen und Rekorden auf den Stadion-Strecken will der dreimalige Olympiasieger am Sonntag bei seinem Marathon-Debüt gleich den Weltrekord angreifen.
Beim ersten großen Frühjahrs-Klassiker in Europa zählt der 31-Jährige aus dem Bergdorf Bekoji wie früher in den Stadien der Welt zu den Top-Favoriten. „Mein Traum ist es, beim Debüt den Weltrekord zu brechen“, sagte Bekele, der noch immer die Bahn-Weltrekorde über 5000 und 10 000 Meter hält, dem Fachmagazin „Leichtathletik“. Er wisse aber, „dass der Pariser Kurs vielleicht dafür nicht so ideal“ ist. Auf jeden Fall werde er alles geben, „um eine gute Zeit zu erreichen. Es ist immer mein Traum, der Beste zu sein.“
Zum Marathonspektakel an der Seine werden rund 50 000 Läufer erwartet. Siegprämien und Preisgeld mussten reduziert werden, um Superstar Bekele mit einer satten Antrittsgage an die Seine zu locken. Großbritanniens Lauf-Held Mo Farah soll für den London-Marathon eine Woche später offenbar 500 000 Dollar einstreichen. Obwohl Paris nicht zur Serie der World Marathon Majors (WMM) gehört, dürfte Bekeles Gage in ähnlichen Sphären liegen.
„Alles ist okay, das Training lief gut“, sagte Bekeles Manager Jos Hermens. „Aber es ist ein Marathon - und sein erster“, meinte der ehemalige Weltklasse-Langläufer aus den Niederlanden. Hermens dämpfte damit allzu hohe Erwartungen der Bekele-Fans. Denn die Straßen von Paris gelten nicht gerade als weltrekordverdächtiger Kurs. Schnellster Mann auf der klassischen Strecke von 42,195 Kilometern ist seit dem Vorjahr der Kenianer Wilson Kipsang mit seiner Berliner Siegerzeit von 2:03:23 Stunden.
In London geben am 13. April gleich zwei Asse ihr Marathon-Debüt: Neben Mo Farah startet Bekeles Teamkollegin Tirunesh Dibaba an der Themse. Die Siegprämie von 55 000 Dollar (40 100 Euro) und das Gesamt-Preisgeld ohne Zeitprämien (295 000 Dollar/215 000 Euro) fällt deutlich höher aus als die Bonus-Zahlungen beim 38. Paris-Marathon. Dort wurde die Siegprämie von ehemals 50 000 Euro fast halbiert: Auf die Sieger warten nun - zeitabhängig - 15 000 oder 30 000 Euro.
Mit der Klasse des Elitefeldes stellt London die Nachbar-Metropole Paris aber klar in den Schatten: In der britischen Hauptstadt trifft Weltrekordler Kipsang auf den schnellsten Marathonläufer der Leichtathletik-Historie: Doch die 2:03:02 Stunden von Geoffrey Mutai konnten nicht als Weltrekord anerkannt werden, weil der Kenianer am 18. April 2011 in Boston auf einer nicht regelkonformen Strecke und bei Rückenwind unterwegs war.
Bei der 118. Auflage des ältesten Stadtmarathons der Welt gilt am 21. April die Devise: Safety first. Ein Jahr nach der Terrorattacke in der City von Boston sind die Sicherheitsvorkehrungen für die 36 000 Starter so scharf wie nie. Bei dem Bombenanschlag im Zielbereich waren am 15. April 2013 drei Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Der einzige „Montag-Marathon“ ist mit einer üppigen Siegprämie von 150 000 Dollar (109 500 Euro) dotiert.