Marathon-Rekord mit Ansage: Gabius glänzt in Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Rekordmann Arne Gabius lag nach 42,195 Kilometern völlig ausgepumpt auf dem Roten Teppich in der Frankfurter Festhalle.
Der 34-jährige Hamburger hat seine vollmundige Ankündigung für den Frankfurt-Marathon wahr gemacht und löschte in 2:08:33 Stunden die 27 Jahre alte deutsche Bestmarke aus. Gabius unterbot als Viertplatzierter den Uralt-Rekord des Dresdners Jörg Peter aus dem Jahr 1988 um 14 Sekunden.
„Ich hab' den Rekord, jetzt kann gefeiert werden“, meinte er freudestrahlend, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Zudem darf Gabius nun bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro starten.
Der Mediziner gewann auch den Titel des deutschen Meisters und blieb deutlich unter der Olympia-Norm von 2:12:15 Stunden für 2016. Damit qualifizierte er sich als erster deutscher Läufer für die Sommerspiele. Und so schnell wie er war in diesem Jahr kein anderer Europäer.
Gabius, der in Stuttgart wohnt und für das LT Haspa Hamburg läuft, ging mit seinem flotten Anfangstempo ein hohes Risiko ein. Dieses Mal ging er die erste Streckenhälfte noch schneller an, passierte die Halbmarathon-Marke nach 1:03:23 Stunden. „Die zweite Hälfte war verdammt hart. Ich weißt jetzt, was Marathon bedeutet“, sagte Gabius im hr-Fernsehen, nachdem er sich auf den letzten Kilometern mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Asphalt gequält hatte und ihm im Ziel schwindelig war. Trotz Oberschenkel-Problemen bei Kilometer 30 biss er sich durch und blickte kurz vor dem Ziel immer wieder auf die Uhr.
Am Ende lag beim ältesten deutschen Stadtmarathon nur ein afrikanisches Trio vor Gabius: Der Äthiopier Sisay Lemma Kasaye gewann in 2:06:26 Stunden vor den Kenianern Lani Rutto (2:06:34) und Alfers Lagat (2:06:48).
TV-Kommentator und 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann sah Gabius' Coup als „Signal für andere Läufer, was möglich ist“. Gabius hatte bereits vor Monaten angekündigt: „Ich gehe davon aus, dass der deutsche Rekord fallen wird.“ Der frühere 10 000-Meter-Spezialist, Vize-Europameister von 2012, hatte bereits im vergangenen Jahr in 2:09:32 Stunden das schnellste Marathon-Debüt eines Deutschen hingelegt.
Voller Genugtuung kann sich Gabius nun auch auf seine Hochzeitsreise aufmachen, in den USA heiratet er seine Anne: „Jetzt drei Wochen Urlaub, darauf freue ich mich total.“ Die Reisekasse wird jedenfalls prall gefüllt sein: Für den Rekord gibt es 30 000 Euro, dazu eine Zeitprämie von 10 000 Euro, weil er als bester Deutscher unter 2:10 Stunden blieb. Zusammen mit Sponsorenzahlungen wird er etwa auf 100 000 Euro kommen. „Frankfurt ist für mich natürlich der Payday, auf diesen einen Tag läuft alles hinaus. Aber dafür arbeite ich auch seit 20 Jahren.“
Hingegen verpasste Lisa Hahner - ebenso wie Ende September in Berlin ihre Zwillingsschwester Anna - die Olympia-Norm. Die Läuferin vom Run2Sky-Team aus Gengenbach wurde Sechste der Gesamtwertung und deutsche Meisterin in 2:28:39 Stunden. Damit fehlten ihr nur neun Sekunden für Rio.
Die 25-Jährige war trotzdem „superhappy“ über ihre persönliche Bestzeit. Im Frühjahr wollen die Hahner-Zwillinge noch einmal einen Anlauf für die Olympia-Teilnahme starten. Den Endspurt an der Spitze gewann die Äthiopierin Gulume Tollesa Chala in 2:23:12 Stunden vor ihrer zeitgleichen Landsfrau Dinknesh Tefera.