Mockenhaupt will nach Seuchenjahr zur WM
Düsseldorf (dpa) - Nach dem Seuchenjahr 2014 will Sabrina Mockenhaupt wieder Tritt fassen. „Es kommt alles so langsam in die richtige Bahn“, sagt die 34 Jahre alte Langstreckenläuferin der Deutschen Presse Agentur.
Ihr großes Ziel in diesem Jahr ist die Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August in Peking. „Die WM liegt auf meinem Weg“, bestätigt sie. „Ich bin nicht jemand, der Monate vor sich hin trainieren kann. Ich brauche Ziele.“ Für einen Start in China muss sie die WM-Norm von 32:00 Minuten unterbieten. „Ein Versuch ist es definitiv wert“, meinte die 40-malige deutsche Meisterin.
Aufschluss über ihr Leistungsvermögen soll der Europacup über 10 000 Meter am 6. Juni auf Sardinien bringen. „Da schaue ich mal, ob ich in Richtung 32 Minuten komme“, sagt die EM-Sechste von 2014, die bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro aber im Marathon antreten will.
Beim Hamburg-Marathon am 26. April war Mockenhaupt zwar Sechste geworden, aber in nur mäßigen 2:32:41 Stunden ins Ziel gekommen. Dennoch sei ihr ein „riesiger Stein vom Herzen gefallen“, das Rennen nach einer zu kurzen Vorbereitungszeit durchgezogen zu haben, auch wenn „2:32 Stunden nicht zu meinem Namen passt“.
Für ihre zuletzt angegriffene Psyche sei es ein gutes mentales Training gewesen. „Im Endeffekt war es ein zweistündiges Psychologiestudium unter körperlicher Dauer- und Höchstbelastung“, meint die für die VSG Alsfeld startende Sportlerin, die sich im vergangenen Jahr „richtig runtergewirtschaftet“ habe.
„Aus dem letzten Jahr kämpfe ich mich immer noch heraus“, bekennt Mockenhaupt. Es sei eine schwere Zeit gewesen, „auch weil man Gegenwind bekommen hat. Das musst du überstehen.“ Den nächsten Marathon will sie im Herbst „wohl irgendwo in Deutschland“ laufen.
Um auch über die 42,195 Kilometer voranzukommen und nach ihren Siegen in Köln (2007/2009) und Frankfurt/Main (2008) weitere Erfolge zu feiern, will sie an ihrer Grundgeschwindigkeit arbeiten und noch mal deutlich unter 32 Minuten über 10 000 Meter rennen. „Wenn man einen guten Marathon laufen will, muss man unten rum schneller sein“, erklärt sie und versichert: „Bevor ich nicht meine 2:25 Stunden im Marathon stehen habe, höre ich nicht auf.“ Ihre Bestzeit von 2:26:21 Stunden lief sie vor fünf Jahren.
Um noch einmal schneller zu werden, ist ein Pensum von rund 180 Kilometer pro Woche unabdingbar. Ein Trainingsumfang, den sie sich auch im fortgeschrittenen Läuferinnenalter zutraut. „Körperlich bin ich nach wie vor in einem Topzustand“, sagt Mockenhaupt. „Ab 30 Jahren geht's los mit dem Kopf, das Mentale ist eigentlich belastender als das Körperliche.“
Die Olympia-13. von 2008 in Peking fühlt sich fit, trotz einer zwei Jahrzehnte währenden Karriere noch einmal richtig anzugreifen. „Was treibt mich an? Ich war lange auf einer Erfolgswelle“, sagt Mockenhaupt. „Ich will wieder dahinkommen. Ich bin die ganze Zeit in Unruhe.“
Auch wenn es die meist fröhliche und offenherzige Vorzeigeathletin des deutschen Langlaufs nicht schaffen sollte, dürften ihr die Sympathien des Leichtathletik-Publikums erhalten bleiben. „Mein Trainer sagt: Du kannst 35 Minuten laufen, und die finden dich immer noch toll“, erzählt sie. Denn die Leute würden sich mit ihr identifizierten, weil sie offen sei, Freud und Leid teile: „Ich glaube, dass ich sehr transparent bin. Ich bin, und das ist mein Vorteil, natürlich authentisch.“