Nach Aufholjagd: Bronze für Jenny Oeser Gold wert
Daegu (dpa) - Siebenkampf-Ass Jennifer Oeser hat nach einer furiosen Aufholjagd doch noch das WM-Medaillenziel erreicht. „Bronze ist Gold wert für mich“, sagte die 27-jährige Leverkusenerin.
„Ich habe noch nie so um eine Medaille kämpfen müssen.“ Mit 6572 Punkten wurde sie nach einer Hitzeschlacht im Daegu-Stadion Dritte bei der Leichtathletik-WM. Neue „Königin der Siebenkämpferinnen“ ist die Russin Tatjana Tschernowa, die mit der Weltjahresbestleistung und 6880 Punkten gewann. Sie entthronte die britische Titelverteidigerin Jessica Ennis (6751). Einen hervorragenden sechsten Platz erreichte Lilli Schwarzkopf von der LG Rhein-Wied mit 6321 Punkten. Die Neubrandenburgerin Julia Mächtig musste sich mit Rang 17 und 6095 Zählern begnügen.
„Ich danke allen, die mir gestern in den Arsch getreten haben“, sagte die Vizeweltmeisterin von 2009. Oeser hatte nach dem ersten Wettkampftag als Siebte die Medaille schon abgeschrieben. „Ich fühlte mich wie ein Häuflein Elend und hatte schon mit einem Platz unter den Top sechs bis acht gerechnet.“
Auch der Weitsprung mit soliden 6,28 Metern markierten nach einer „Nacht ohne viel Schlaf“ (Oeser) keinen Wendepunkt. Erst im Speerwurf gelang ihr ein grandioser Befreiungsschlag: Mit 51,30 Metern übertraf die an der Nordseeküste geborene Polizeiobermeisterin ihre persönliche Bestleistung um 2,13 Metern und katapultierte sich unerwartet auf Rang drei. „Der Speer hat geflutscht“, berichtete sie.
Die Medaille war da plötzlich wieder greifbar nah, gewonnen war damit aber noch nichts: Vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf trennten Oeser nur 19 Punkte von der Sechstplatzierten Olympiasiegerin Natalia Dobrinska (Ukraine) - dazwischen lagen Hyleas Fountain (USA) und Antoinette Nana Djimou Ida (Frankreich). Außerdem ging die Deutsche angeschlagen mit einer Verletzung am Beuger ins Rennen. „Ich hatte die Medaille schon fast in den Händen und wollte mir sie nicht mehr nehmen lassen“, sagte Oeser, die über die zwei Runden alles gab und mit 2:10,39 Minuten eine Bestzeit lief. „Da habe ich mich richtig gequält.“
Ein Vorbild ist Jennifer Oeser für ihre Teamkameradin Lilli Schwarzkopf, die nach einem Jahr Auszeit ein starkes Comeback auf der internationalen Bühne gab. „Das gibt Mut, wies sie kämpft hat“, sagte die EM-Dritte von 2006, die am Ende mehr als zufrieden war: „Ich hätte nicht geglaubt, noch von Platz neun noch auf sechs zu klettern.“ Nicht ganz glücklich war Julia Mächtig mit ihrem WM-Auftritt. „Das war wie eine Achterbahn. Die 6095 Punkte sind nicht gerade eine Bombe“, bilanzierte sie.