Nach Doping-Freispruch: Campbell-Brown wieder da
Sopot (dpa) - Nach fast einem Jahr unter akutem Doping-Verdacht kehrt die dreimalige Sprint-Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown deutlich schneller als erwartet auf die Laufbahn zurück.
Der jamaikanische Leichtathletik-Verband (JAAA) nominierte die erfolgreichste Sportlerin seiner Geschichte gleich nach ihrem Freispruch durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS für die Hallen-WM vom 7. bis 9. März in Sopot. „Ich fühle mich siegreich und bin wirklich gesegnet“, sagte Campbell-Brown in einem Interview des Radiosenders „KLAS ESPN“. Die 31-Jährige will nun an der polnischen Ostseeküste ihren WM-Titel über 60 Meter verteidigen.
In dem von gleich mehreren Wendungen gekennzeichneten Fall Campbell-Brown bleiben allerdings auch nach ihrem Freispruch noch zahlreiche Fragen offen. So will der CAS den Beteiligten seine Urteilsbegründung erst in ein paar Wochen zuschicken. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP wurde die 200-Meter-Olympiasiegerin von 2004 und 2008 deshalb freigesprochen, weil bei ihrem positiven Dopingtest im Mai 2013 erhebliche Verfahrensfehler begangen worden sein sollen. So soll ihre Urinprobe derart unzureichend entnommen und transportiert worden seien, dass die Ergebnisse als nicht zuverlässig genug eingeschätzt wurden.
Campbell-Brown war vor zehn Monaten positiv auf ein verbotenes Diuretikum getestet worden, das häufig zur Verschleierung von Dopingmitteln benutzt wird. Die Sprinterin beteuerte von Beginn an ihre Unschuld und auch der Weltverband IAAF sowie die JAAA spielten den Test zunächst herunter. Die IAAF stufte das Vergehen schon einen Monat später als geringfügig ein, ihr Heimatverband sprach im Oktober lediglich eine öffentliche Verwarnung gegen die siebenfache Sportlerin des Jahres von Jamaika aus.
Anfang dieses Jahres folgte dann die erste überraschende Wende. Eine Berufungsinstanz der IAAF empfahl auf einmal eine zweijährige Sperre für Campbell-Brown, die der jamaikanische Verband dann vor zwei Wochen auch aussprach. Am Dienstag gab der Internationale Sportgerichtshof als höchste Instanz bekannt, diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht zu haben. Die Begründung folgt noch, aber Campbell-Brown sieht ihre Unschuld nun als „bestätigt“ an.
„Die letzten Monate meines Lebens haben mir viel Schmerz und Leid gebracht, aber mein Glaube, meine Familie und meine Freunde haben mir immer geholfen“, sagte die Athletin. „Ich habe zu viel Selbstachtung und Respekt vor der Reinheit des Wettbewerbs, um jemals illegale Hilfsmittel für den Erfolg zu nehmen.“ Genau diese Selbstachtung werde ihr nun auch dabei helfen, diese schwierige Zeit hinter sich zu lassen und sich auf ihre Rückkehr auf die Laufbahn zu freuen.
Bislang gewann Campbell-Brown in ihrer Karriere 16 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. 2004 in Athen holte sie Gold über 200 Meter und mit der jamaikanischen Sprint-Staffel. Vier Jahre später wiederholte sie ihren 200-Meter-Sieg in Peking. Den WM-Titel gewann sie außerdem 2007 in Osaka über 100 und 2011 in Daegu über 200 Meter. Auch bei Hallen-Weltmeisterschaften war sie bereits zweimal 2010 und 2012 über 60 Meter erfolgreich.