Nach Hallen-Show bei Gegenwind: Bolt beendet Saison
Warschau (dpa) - Sieg und Schluss - das war's für Usain Bolt in diesem Jahr: 20 Stunden nach seinem Sprintsieg in Warschau erklärte der 100-Meter-Weltrekordler seine Saison überraschend für beendet und wird daher am Donnerstag auch nicht beim Leichtathletik-Meeting „Weltklasse Zürich“ starten.
Sein Coach Glen Mills zeigte sich „zufrieden“ mit den Leistungen, die der Jamaikaner in den drei Wettkämpfen dieser Saison gezeigt hat. „Er möchte nun aber ohne weitere Verletzungsrisiken einzugehen den Fokus auf die Vorbereitungen für die Saison 2015 legen“, hieß es in einer Mitteilung der Züricher Organisatoren.
Bei seinem Auftritt in der polnischen Hauptstadt sah es noch nicht nach Abschied aus. Denn auch die Leistung stimmte. Bei seinem zweiten 100-Meter-Sprint in diesem Jahr siegte der 28-Jährige souverän in Hallenweltbestzeit - und das in einem Fußballstadion und noch dazu bei Gegenwind. Der schnellste Mann der Welt lieferte den 20 000 Zuschauern am Samstagabend die erwartete Show und stürmte bei seinem Premierenstart in Polen als Erster ins Ziel: 9,98 Sekunden - die über 18 Jahre alte (inoffizielle) Hallen-Weltbestzeit von Frankie Fredericks war um sieben Hundertstelsekunden unterboten. Der im Protokoll ausgewiesene rätselhafte Gegenwind von 0,6 m/Sek. - unterm geschlossenen Stadiondach - sorgte nur für eine kuriose Randnotiz.
„Jetzt möchte ich diese Saison ohne Verletzung beenden, ich habe in den vergangenen Jahren sehr gelitten“, hatte Bolt danach noch gesagt. Eigentlich wollte er eine Woche nach seinem 28. Geburtstag noch in Zürich antreten - doch aus seinem siebten Auftritt im Letzigrund wird nun nichts. In einem Jahr ohne Olympia und WM war Bolt nach Verletzungen und Trainingspausen nur langsam in Schwung gekommen. Warschau war erst sein dritter Wettkampf - und sein letzter.
Dass Bolt beim Kamila Skolimowska Memorial zum 42. Mal in seiner Karriere unter zehn Sekunden blieb, wird die Konkurrenz dennoch registriert haben. Der Vorsprung vor seinem zweitplatzierten Landsmann Sheldon Mitchell war enorm: 35 Hundertstelsekunden trennten die beiden Jamaikaner.
In Top-Form will Bolt künftig sogar seine beiden Fabelweltrekorde angreifen. „Ich möchte als erster Mensch der Welt unter 19 Sekunden laufen. Das wäre wirklich cool“, sagte er in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Doch nicht nur auf seiner Lieblingsstrecke über 200 Meter (19,19 Sekunden) wähnt er sich noch nicht am Limit. Auch seine Weltrekordzeit über 100 Meter (9,58 Sekunden) möchte er noch unterbieten. „Daran glaube ich auf jeden Fall! Vorausgesetzt, ich bleibe gesund und kann über einen längeren Zeitraum intensiv trainieren.“
Die drei deutschen Sieger durften schon im Vorprogramm der Bolt-Show jubeln: Diskuswurf-Europameister Robert Harting (Berlin) gewann mit starken 67,40 Metern auch die EM-Revanche gegen seinen polnischen Erzrivalen Piotr Malachowski (65,30). Sprinterin Verena Sailer (Mannheim), bei der EM im 100-Meter-Halbfinale ausgeschieden, setzte sich in 11,26 Sekunden durch. Und die Berlinerin Melanie Bauschke war mit 6,51 Metern die beste Weitspringerin.