Oldies und Youngsters: Starkes DLV-Team nach Paris
Paris (dpa) - Stabartist Tim Lobinger erwartet ein „Hauen und Stechen“, Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch will in ihrer Geburtsstadt „einfach Spaß haben“. Den Oldie hatte keiner auf dem Zettel, für das „Küken“ im DLV-Team ist die Hallen-EM in Paris die erste internationale Bewährungsprobe.
Lobinger (München) ist mit 38 der älteste deutsche Starter. Die neue Hochsprung-Hallenmeisterin Jungfleisch (Kornwestheim/Ludwigsburg) wird am 7. Oktober erst 21 Jahre alt. Nach dem Startverzicht von Sprint-Europameisterin Verena Sailer (Rückenprobleme) und ihrem Disziplinkollegen Tobias Unger (Muskelverhärtungen) schickt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Wochenende ein 36-köpfiges Team zu den Titelkämpfen an die Seine. Auf dem Sprung ist auch wieder Sebastian Bayer - der einzige Titelverteidiger in der deutschen Mannschaft. Sein Super-Flug von 8,71 Meter hatte die Weitsprung-Konkurrenz vor zwei Jahren in Turin geschockt.
Mit 8,02 Meter wurde Bayer am Wochenende in Leipzig deutscher Hallenmeister. Ein Mutmacher. Nun will der Freund von Hürdenflitzerin Carolin Nytra wieder angreifen: „Das Ziel für Paris ist, um die Medaillen zu springen.“ Ein Platz auf dem Treppchen ist auch für die Kugelstoßer Ralf Bartels und David Storl sowie Hochspringer Raul Spank drin, der im russischen Trio Iwan Uchow, Alexander Schustow und Sergej Mudrow aber stärkste Konkurrenz hat. Carolin Nytra war 2009 in Turin bereits im Halbfinale ausgeschieden - in Paris will die EM-Dritte von Barcelona wieder eine Medaille holen.
Tim Lobinger kann sich allein schon das unverhoffte EM-Ticket in Gold einrahmen, obwohl er mit dem Auto nach Paris fährt. Am Mittwoch trainierte der frühere Hallen-Weltmeister noch - aber nicht am Stab, sondern für die RTL-Show „Let's dance“. In Paris heißt es dann wieder „Let's jump!“ Lobinger war in Leipzig mit 5,60 Meter Vizemeister und hatte die EM-Norm verpasst. Weil er unter den Top 12 Europas ist, nahm ihn der DLV nun trotzdem mit.
„Ich freue mich sehr über diese Ehrenrunde. Aber das sind keine Almosen. Denn ich habe berechtigte Endkampfchancen“, meinte der frühere Sechs-Meter-Springer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Tim hat seine Chance genutzt. Das Alter ist keine Größe, seine professionelle Einstellung ist vorbildlich“, sagte DLV-Sportdirektor. Lobinger rechnet mit zwei Medaillen für die deutschen „Stabis“; die besten Chancen auf Edelmetall dürfte sein Münchner Vereinskollege Malte Mohr haben
Die Mischung macht's - die Leistungshüter des DLV setzen deshalb auf Jugend und Erfahrung. Im Palais Omnisports werden viele junge Athleten ihre internationale Feuertaufe erleben. Alte Hasen wie Lobinger und Bartels sollen vorangehen. „Mit großer Zuversicht und mächtigem Selbstvertrauen“, versprach Kurschilgen, kann sich die Nationalmannschaft an der Seine präsentieren.
In Turin gab es zehn Medaillen für den DLV, doch von den drei Titelverteidigern ist nur noch Bayer dabei. Hochspringerin Ariane Friedrich konzentriert sich nach einer Verletzung auf die Freiluft-WM in Daegu/Südkorea (27. August bis 4. September). Kugelstoßerin Petra Lammert hat ihre aktive Karriere beendet. Schon vor dem ersten Startschuss am Freitag um 9.00 Uhr gab es den ersten Rekord: 630 Athleten aus 46 Ländern haben für die EM gemeldet.