Otto verpatzt Flugshow: „Gibt's doch gar nicht!“

Karlsruhe (dpa) - Björn Otto schleppte mit grimmiger Miene seine Stäbe aus der Europahalle. Die große Flugshow wollte Deutschlands bester Stabhochspringer in Karlsruhe bieten, zusammen mit Olympiasieger Renaud Lavillenie.

„Das gibt's doch gar nicht!“, fluchte der Silbermedaillengewinner von London am Samstagabend und meinte hörbar laut: „Ich bin über die Abwicklung des Wettkampfs verärgert.“ Am Ende standen nur übersprungene 5,73 Meter für den neuen Leichtathletik-Star, dabei war er drei Tage zuvor in Cottbus mit 5,90 so vielversprechend in die Hallen-Saison gestartet.

Das Aufeinandertreffen von Überflieger Lavellenie, Otto und Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) - also der Top 3 der Europameisterschaften von Helsinki und der Olympischen Spiele von London - sollte der Höhepunkt des Sportfestes sein. Doch irgendwie brachten das Regie und Kampfrichter bei dem ständigen Gewusel auf Bahn und Innenraum nicht auf die Reihe. „Mal kam die rote, mal die weiße Flagge - und dann wurde nochmal verzögert“, kritisierte Otto.

Jedenfalls gerieten die Stabartisten immer wieder aus dem Rhythmus beim Versuch, sich auf einen Sprung zu konzentrieren. Dabei ist Otto in diesem Winter das Aushängeschild seiner Sportart, da für die Würfe von Diskus-Olympiasieger Robert Harting in der Halle kein Platz ist und die deutsche Leichtathletik so viele populäre Vorzeigesportler nicht hat.

Vor 4300 Zuschauern blieb am Ende Lavillenie als Sieger mit 5,83 Meter ebenfalls unter seinen Möglichkeiten - auch wenn er den Meeting-Rekord von Sergej Bubka und Michael Stolle (5,80) knackte. Der Franzose war dennoch zufrieden und kündigte an, welcher Kassenschlager 2013 wieder laufen soll: „Das ist auch in diesem Jahr das Movie - ich gegen die Deutschen.“

Auch der Olympia-Dritte Holzdeppe, der gemeinsam mit Hendrik Gruber (Leverkusen/beide 5,55) Dritter wurde, kam nicht zurecht. „Irgendwie habe ich es heute nicht geschafft, die letzten drei Schritte richtig durchzuziehen“, meinte er. Völlig neben der Spur war Malte Mohr: Der Wattenscheider legte zu seinem Saisonstart einen Salto nullo hin und schied mit drei ungültigen Versuchen über 5,45 Meter aus.

Strahlende Gesichter gab es hingegen bei zwei deutschen Zweitplatzierten, die es auf der Bahn ziemlich eilig hatten: Ex-Europameisterin Verena Sailer lieferte sich über 60 Meter mit der aktuellen kontinentalen Titelträgerin Ivet Lalova ein Fotofinish: Die Mannheimerin und die Bulgarin kamen zeitgleich in 7,19 Sekunden ins Ziel. Sailer hatte bei der Auswertung das Nachsehen, meinte aber: „Das hat super Spaß gemacht.“

Äthiopiens Läufer-Star Meseret Defar rannte über 3000 Meter weit vorneweg. Die nur 1,55 Meter große Olympiasiegerin verpasste in 8:35,28 Minuten aber ihr Ziel, unter 8:30 zu bleiben. Die Regensburgerin Corinna Harrer setzte sich als abgeschlagene Verfolgerin in 8:51,04 an die Spitze in Europa und jubelte lauthals: „Die Zeit ist gigantisch!“

Meeting-Chef Alain Blondel hatte nach seiner knapp 400 000 Euro teuren Veranstaltung „gemischte Gefühle“. Vom Stabhochsprung der Männer hatte der Franzose „etwas mehr erwartet“.

Einen richtig guten Rhythmus fanden hingegen die Teilnehmer bei der 37. Auflage des „Hochsprungs mit Musik“ in Arnstadt. Der Russe Alexej Dmitrik stellte in Thüringen mit 2,36 Metern eine Weltjahresbestleistung auf. Der WM-Zweite von 2011 wiederholte seinen Vorjahreserfolg und sorgte für den 135. Sprung über 2,30 Meter in der Geschichte des Traditions-Meetings. Die Belgierin Tia Hellebaut, Olympiasiegerin von 2008, gewann bei den Frauen zu ihrem Saisondebüt mit 1,96 Metern.