Polizei-Großaufgebot beim London-Marathon
London (dpa) - Ein Großaufgebot der Polizei soll beim London-Marathon Angst und Gefahr bannen. Sechs Tage nach dem Anschlag von Boston werden am Sonntag rund 36 000 Läufer um 09.00 Uhr Ortszeit wohl auch mit bangem Herzen auf die 42,195 Kilometer lange Strecke durch die britische Hauptstadt gehen.
Der britische Sportminister Hugh Robertson ist jedenfalls „absolut überzeugt“, dass der Marathonlauf und die rund eine halbe Million erwarteten Zuschauer sicher sein werden. Einen besonderen Schutz wird es wohl für Prinz Harry geben, der trotz des Anschlags in Boston mit drei Toten und mehr als 180 Verletzten wie geplant die Siegerehrungen vornehmen wird. 40 Prozent mehr Polizisten als vor einem Jahr seien im Einsatz, sagte Hauptkommissarin Julia Pendry von Scotland Yard am Freitag. Damit seien mehrere Hundert zusätzliche Beamte auf den Straßen unterwegs. Genaue Zahlen nannte Pendry nicht.
Die zusätzlichen Polizisten sollten den Zuschauern und Teilnehmern mehr Sicherheit vermitteln. Auch sollten mehr Spürhunde eingesetzt werden. Scotland Yard stehe in engem Kontakt mit den US-Behörden. Eine konkrete Bedrohung sieht Pendry allerdings nicht: „Es gibt zwischen dem Boston- und dem London-Marathon keine Verbindung und die Bedrohungsstufe für London hat sich nicht verändert.“
Auch die drei schnellsten Marathonläufer der Welt gehen ohne Furcht in das Rennen, das unter anderen an Wahrzeichen der Stadt wie dem Buckingham Palast, dem Big Ben oder dem Tower vorbeiführt. „Wir sehen, dass Vorkehrungen getroffen wurden und fühlen uns vollständig sicher“, sagte Vorjahressieger Wilson Kipsang. Ähnlich sieht es auch sein kenianischer Landsmann, Weltrekordler Patrick Makau: „Wir machen uns keine Sorgen, wenn wir laufen. Wir sind bereit für ein gutes Rennen.“
Allerdings können auch sie die Bilder und das Mitgefühl für die Opfer nicht völlig ausblenden. „Es tat sehr weh, das zu sehen, denn wir sind im Marathon wie eine Familie“, meinte Geoffrey Mutai. Er war 2012 in Boston in 2:03:02 Stunden die schnellste je für einen Marathon gestoppte Zeit gelaufen, die aber wegen des Streckenprofils nicht als Rekord anerkannt wurde. In London hält er den Streckenrekord mit 2:04:40 Stunden.
Das kenianische Trio gehört zu den sieben Läufern in London, deren Bestzeiten unter 2:05 Stunden liegen — hinzu kommt noch Olympiasieger Stephen Kiprotich (Uganda/2:07:20), der ebenfalls um die 55 000 Dollar Siegprämie kämpfen wird. Ein besseres Starterfeld gab es noch nie bei einem City-Marathon auf der Welt. Deshalb wird Makau um seinen Weltrekord (2:03:38) bangen oder ihn selbst verbessern müssen.
Nebenbei leisten sich die Londoner noch ein Schaulaufen ihres Doppel-Olympiasiegers Mo Farah. Eigentlich sollte der Brite am Sonntag seine Marathon-Premiere feiern, doch er verschob das Langstreckendebüt um ein Jahr. Stattdessen läuft er nun die erste Hälfte des Rennens mit der Marathon-Spitzengruppe mit - für 250 000 US-Dollar (191 000 Euro) Antrittsgeld! Auch die Antrittsprämie für seinen ersten Marathon 2014 ist bereits fixiert: 500 000 Dollar.
Die rund 36 000 Läufer werden nach einer Schweigeminute und mit einem Trauerflor am Arm das Rennen beginnen. Für jeden Teilnehmer wollen die Organisatoren zwei britische Pfund für die Opfer von Boston spenden - umgerechnet 80 000 Euro. „Wir werden für die Menschen in Boston laufen“, sagte Farah.
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