Prokop zieht positives Fazit: „Nur Gewinner“
Berlin (dpa) - Rekordbeteiligung, großartige Stimmung, perfekte Organisation: Trotz eines teilweise nicht ausverkauften Olympiastadions sind die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin aus der Sicht der Organisatoren ein durchschlagender Erfolg gewesen.
„Die WM hatte nur Gewinner“, sagte Clemens Prokop als Präsident des Organisationskomitees auf der Abschluss-Pressekonferenz in Berlin. Mit rund 400 000 verkauften Tickets sei im Stadion mit der blauen Bahn ein „Weltrekord“ beim Kartenverkauf erzielt worden. Obwohl die ambitionierten Ziele, eine halbe Million Karten zu verkaufen, nicht erreicht wurden, läge der Kartenverkauf „in etwa im Bereich des Planansatzes“, sagte Prokop. Allerdings räumte er auch ein, dass man in den internen Planungen einen anderen Ansatz gewählt habe als beim verkündeten Ziel. Noch tags zuvor hatte Berlins Innensenator Ehrhart Körting von einer finanziellen Lücke im sechsstelligen Bereich gesprochen.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit räumte ein, dass „das Ziel vielleicht zu hoch gesteckt war“. So gut wie noch nie seien in Berlin die Vormittags-Wettkämpfe mit mehr als 120 00 Anhängern besucht worden. In der Gesamtrechnung aller Zuschauerzahlen liege Berlin mit über 515 000 Besuchern weit vor den vorhergehenden Veranstaltern wie Helsinki (345 000) oder Osaka (254 000).
Die heftige Kritik an den zu hohen Kartenpreisen wiesen die Veranstalter mit Vergleichen zu früheren Titelkämpfen zurück. „Sechs der neun Veranstaltungen waren zu über 70 Prozent ausverkauft“, meinte DLV-Präsident Clemens Prokop zufrieden. Großartig war die Resonanz bei den fünf nicht kartenpflichtigen Straßen- Veranstaltungen, die erstmals auch außerhalb des Stadions endeten. 1 340 000 Zuschauer besuchten die Marathon-Läufe, etwa 200 000 Berliner und ihre Gäste feuerten die Geher Unter den Linden an. Die Beteiligung von 1984 Aktiven aus 201 Ländern sorgte für einen weiteren Berliner Rekord.
Begeistert äußerte sich Wowereit über die Außenwirkung der neun WM-Tage. Die WM habe der Stadt einen riesigen Imagegewinn beschert, konstatierte er. „Diese WM war ein riesiger Erfolg für die Leichtathletik in der Welt und die Sportmetropole Berlin. Die Welt hat auf Berlin geschaut“, sagte Wowereit. Laut einer Studie kann die Hauptstadt durch die WM in den laufenden zwei Jahren das Bruttosozialprodukt um 120 Millionen Euro steigern.
Es sei die Chance genutzt worden, die Stadt 20 Jahre nach dem Mauerfall zu präsentieren. „Mein Dank gilt dem DLV, dass es im Vorfeld der Bewerbung nicht zu einem ruinösen Wettkampf deutscher Städte gekommen ist“, meinte Wowereit und äußerte sich stolz über das Publikum in seiner Stadt: „Sachkundig, fair, begeisterungsfähig - alle Athleten wurden beklatscht und zu Höchstleistungen getrieben.“
Eine Werbung für die Leichtathletik waren die TV-Einschaltquoten. So wurden mit 10 Millionen Zuschauern beim 100-Meter-Finale eine Zahl erreicht, die die Leichtathletik in Deutschland noch nie erreicht wurde. „Es ist uns gelungen, weite Teile der Bevölkerung zu begeistern. Wir hatten sensationelle Einschaltquoten“, sagte Prokop. „Berlin ist tatsächlich ein Moment des Aufbruchs in der deutschen Leichtathletik.“
Prokop regte an, die WM insgesamt zu verkürzen: „Es ist schwierig, das Stadion an neun Tagen zu füllen.“ Die Lösung des Problems wäre, die Veranstaltung zu straffen. Unterstützung bekam er von seinem Vorgänger im DLV-Präsidentenamt, Helmut Digel. „An den Tagen, an denen das Programm nicht so gut war, gab es keine exzellente Zuschauerresonanz. Die Zuschauer haben uns gezeigt, was wir zu tun haben“, sagte das IAAF-Council-Mitglied.
Als Erfolgsstory besonderer Art erwies sich das Maskottchen Berlino, an allen Souvenirständen war der lustige Stoff-Bär bereits vor dem Schluss-Wochenende ausverkauft. „Er hat das Herz der Gäste getroffen“, erklärte Prokop.