Sammlung komplett: Bolt mit Commonwealth-Titel
Glasgow (dpa) - Mit einer karierten Schottenmütze auf dem Kopf schrieb Usain Bolt fleißig Autogramme nach seinem Comeback. Der Superstar und Showman der Leichtathletik ist zurück auf seiner Bühne, auch wenn die am Samstagabend nur bei den Commonwealth Games im Glasgower Hampden Park stand.
Aber selbst aus dem ersten Wettkampf nach einer langer Verletzungspause holte der schnellste Mann der Welt alles heraus, was unter diesen Umständen möglich war: die Goldmedaille mit der jamaikanischen 4 x 100-Meter-Staffel, die gleichzeitig sein erster Commonwealth-Titel war. Und das auch noch in einer Rekordzeit von 37,58 Sekunden, die so noch nie gelaufen wurde bei dem sportlichen Wettstreit des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland mit seinen früheren Kolonien.
„Das komplettiert meine Sammlung. Diese Goldmedaille hatte ich noch nicht“, sagte der Weltmeister, Olympiasieger und Weltrekordhalter im Sprint. „Ich bin sehr glücklich - gerade weil es mein erster Start in diesem Jahr war. Ich wusste nicht, in welcher Form ich bin. Also bin ich einfach nur rausgegangen, um mein Bestes zu geben.“
Aufgrund einer hartnäckigen Fußverletzung musste Bolt seinen Saisoneinstieg seit Ende März immer wieder verschieben. Um nach monatelanger Wettkampfpause nicht gleich zu überdrehen, trat der 27-Jährige in Glasgow auch nur als Schlussläufer der Staffel und nicht im Einzelrennen über 100 Meter an.
Für jemanden, der in seiner Karriere schon sechs olympische Finals und acht Endläufe bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften gewonnen hat, war dieses Staffelrennen im Hampden Park eigentlich keine große Herausforderung. Seine Jamaikaner siegten vor einer Auswahl Englands, die sonst bei internationalen Meisterschaften gar nicht starten darf, und traten dabei selbst nicht einmal in Bestbesetzung an. Vor Bolt rannten noch Jason Livermore, 100-Meter-Sieger Kemar Bailey-Cole und 200-Meter-Spezialist Nickel Ashmeade mit. Weder der verletzte Yohan Blake noch der WM-Dritte Nesta Carter gehörten zum Team.
Andererseits wurde der Superstar nach dem lockeren Aufgalopp im Vorlauf wenigstens im Finale ein bisschen gefordert. Zeitgleich mit dem englischen Schlussläufer Danny Talbot übernahm er beim letzten Wechsel den Staffelstab und sprintete am Ende doch noch ein klaren Sieg heraus. „Usain Bolt kam über diese Spiele wie ein Hurrikan und lief dann wie der Wind“, schrieb die BBC auf ihrer Internetseite. Das war eine Anspielung darauf, dass der Jamaikaner bei diesen Commonwealth Games das komplette öffentliche Interesse dominierte - inklusive Fototermin mit dem Prinzenpaar William und Kate.
Bei seinen noch ausstehenden Starts in diesem Jahr in Rio de Janeiro (14. August), Warschau (23. August) und Zürich (28. August) wird das nicht anders sein. Obwohl es Bolt dort nur noch darum gehen dürfte, ohne verletzungsbedingten Rückschlag durch die Saison zu kommen und sich danach ganz auf die WM 2015 in Peking zu konzentrieren.
Die Commonwealth Games hatten für ihn immerhin noch eine gewisse Bedeutung, wie er sagte. „Hier wollte ich schon immer starten“, erklärte er. „Bei diesen Spielen guckt in Jamaika jeder zu. 2006 in Australien habe ich mich verletzt, 2010 in Indien lag der Termin zu spät. Immer hat mich irgendetwas gestoppt. Jetzt hat es geklappt.“