Schwache Zeit: Bolt trotz Sieg enttäuscht und ratlos
Ostrau (dpa) - Superstar Usain Bolt ist noch nicht in Olympia-Form. Der Weltrekordhalter aus Jamaika gewann beim Meeting in Ostrau zwar sein erstes 100-Meter-Rennen in Europa in diesem Jahr. Seine schwache Zeit von 10,04 Sekunden löste bei ihm aber nur Kopfschütteln und Ratlosigkeit aus.
„Ich weiß selbst nicht, was heute falsch gelaufen ist“, sagte der 25-Jährige, der bei seinem Saisonauftakt vor drei Wochen noch eine Weltjahresbestzeit von 9,82 Sekunden gelaufen war. „Ich habe mich eigentlich gut gefühlt und war auch gut vorbereitet. Das ist sehr schwer zu erklären.“
Bolt legte selbst in einem nur schwach besetzten Rennen einen miserablen Start hin und brauchte rund 60 Meter, um den am Ende zweitplatzierten Routinier Kim Collins (St. Kitts und Nevis/10,19) zu überholen. Noch beim Überqueren der Ziellinie schüttelte er enttäuscht den Kopf. Bis zum Beginn der Olympischen Spiele in zwei Monaten müsse er nun weiter „hart arbeiten“, meinte Bolt.
Auch aus deutscher Sicht verlief der Abend im Mestsky Stadion zumeist ernüchternd. Kugelstoß-Weltmeister David Storl leistete sich gleich vier Fehlversuche und belegte mit nur zwei gültigen Stößen über 20,50 und 20,00 Meter den vierten Platz. Der WM-Zweite Dylan Armstrong aus Kanada gewann den Wettbewerb mit 21,20 Metern vor Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen (21,01). „Ich kam nicht richtig klar und habe meinen Rhythmus nicht gefunden“, sagte Storl.
Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo konnte wegen einer Rückenverletzung gar nicht erst antreten. „Matthias hat eine kleine Zerrung im Rückenstrecker. Es ist aber nichts Dramatisches“, erklärte sein Trainer Boris Henry. Den sehr stark besetzten Wettkampf gewann die neue tschechische Hoffnung Vitezslav Vesely mit 85,67 Metern vor Olympiasieger Andreas Thorkildsen aus Norwegen (84,72). Till Wöschler (77,69) schaffte Rang fünf.
Für den deutschen Lichtblick sorgte so ein Athlet, mit dem kaum jemand gerechnet hatte: Stabhochspringer Karsten Dilla wurde mit 5,72 Metern Zweiter, stellte seine persönliche Bestleistung ein und erfüllte auch die Olympia-Norm. „Es ist ein Riesen-Druck, der dadurch von mir abgefallen ist. Die erste Hürde in dieser Saison ist genommen“, meinte er. Europameister Renaud Lavillenie aus Frankreich sprang in seiner eigenen Liga: 5,90 Meter bedeuteten sowohl eine Weltjahresbestleistung als auch einen Meetingrekord.
Die einzige, die an diesem Abend annähernd so lautstark bejubelt wurde wie Bolt, war die tschechische Speerwerferin Barbora Spotakova. Die Olympiasiegerin sorgte mit 67,78 Metern ebenfalls für eine Weltjahresbestleistung und besiegte damit die Weltmeisterin Maria Abakumowa aus Russland (64,34). Die mit Verletzungsproblemen kämpfende Europameisterin Linda Stahl wurde nur Siebte. Ihre Weite von 58,76 reichte nicht aus, um die Olympia-Norm zu erfüllen.