Schwanitz und die Glückszahl 7: Großer Wurf in Rio?

Amsterdam (dpa) - Für Christina Schwanitz ist die 7 eine Glückszahl. „Es ist witzig: 20,17 Meter am 7.7. und im letzten Jahr 20,37 Meter bei meinem ersten Titelgewinn“, sagte die 30 Jahre alte Kugelstoßerin aus Chemnitz nach dem zweiten EM-Gold nach 2014.

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„Also, die Zahl 7 liegt mir.“ Drei große Triumphe hat die Ausnahmeathletin, die 2015 auch Weltmeisterin wurde, schon gefeiert - sieben könnten es noch werden. Der vierte Streich soll bei den Olympischen Spielen folgen.

„Wenn das im ersten Versuch bei Olympia auch so klappt, wäre das natürlich super“, sagt Schwanitz und hofft, im Ring von Rio wie in Amsterdam mit den 20,17 Metern gleich auf Goldkurs zu gehen. „Aber ich glaube, dass es mir bei den Spielen nicht so einfach gemacht wird.“ Im EM-Finale siegte sie mit 1,45 Meter Vorsprung auf Anita Márton (Ungarn). Unter dem Zuckerhut warten andere Kugelstoß-Kaliber wie die Weltjahresbeste Lijiao Gong (20,43 Meter) auf die Deutsche.

Gern hätte Schwanitz der Chinesin mehr Angst eingejagt und nach dem großen Stoß im ersten Versuch noch einen rausgehauen. „Wenn man so eine zufriedenstellende Leistung bringt, ist es schwer, noch einmal einen drauf zu legen. Und genauso war's“, sagte die Sportsoldatin. „Im zweiten Versuch habe ich gemerkt: Okay, vergiss' es.“

Nach langer Pause wegen einer schmerzhaften Schulterverletzung und nur acht Wochen Training vor der EM hat die fröhliche Athletin schon der erste 20-Meter-Stoß des Jahres glücklich gemacht. „Nun hoffe ich, dass eine solche Weite wieder Normalität wird und es in Rio reicht“, sagte Schwanitz, der angesichts des unglücklichen Starts ins Olympia-Jahr „ziemlich mulmig“ war. „Wenn mir einer vor neun Wochen gesagt hätte, ich werde Europameisterin, hätte ich denjenigen eine eindeutige Geste gezeigt. Es ist unglaublich, dass der Körper so leistungsfähig ist.“

Allerdings hat sie selbst im Training gemerkt, dass trotz langer Auszeit noch viel Kraft in ihr steckt. „Ich habe die 20 Meter im Training gestoßen. Erst ist bloß einer so rausgerutscht, aber dann waren von 20 Stößen 15 über 20 Meter“, berichtete Schwanitz. „Da habe ich gedacht: Das läuft und das kann auch unter Adrenalin passieren.“

Begeistert war der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes über das flotte Comeback. „Ein fantastischer Weg zurück in die Weltspitze“, sagte Idriss Gonschinska. „Wie sie zurückgekehrt ist, ist beeindruckend“, befand auch DLV-Präsident Clemens Prokop.

Und wie sieht es mit der 21-Meter-Marke aus? „Im Moment ist das gar nicht im Gespräch. Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder stoßen kann“, sagte Schwanitz. „In Rio möchte ich die Platzierung der EM gern wiederholen - ohne Angabe einer Weite.“

Sollte ihr der goldene Stoß bei Olympia gelingen, würde sie auf den Spuren einer der erfolgreichsten Kugelstoßerinnen der Geschichte, Astrid Kumbernuss, wandeln. Die Neubrandenburgerin gewann bei drei Weltmeisterschaften (1995/1997/1999) und wurde 1996 Olympiasiegerin. Vor ihr schafften das nur Margitta Gummel (1968) und Claudia Losch (1984). Die letzte Olympia-Bronzemedaille holte 2004 Nadine Kleinert.

Nach der Titelverteidigung ist auch der Hausfrieden bei den Schwanitz' wieder hergestellt. Die Weltklasseathletin war nämlich während der Zeit der Verletzung, die sie bei alltäglichen Dingen wie Haare kämmen, Anschnallen im Auto oder Zähneputzen einschränkte, recht ungnädig. „Am meisten hat mein Mann gelitten, weil ich oft schlechte Laune hatte“, sagte Schwanitz. „Ich bin ein Zappelphilipp und kann nicht länger als eine halbe Stunde rumsitzen. Da musste er tapfer sein.“