Spannung bei Leichtathletik-DM - Aber Müller fehlt

Ulm (dpa) - Kurz vor ihren Meisterschaften haben die deutschen Leichtathleten noch einen Rückschlag in diesem bislang so erfolgreichen EM-Jahr hinnehmen müssen. Diskuswerferin Nadine Müller brach die Saison aufgrund von anhaltenden Knieproblemen vorzeitig ab und fehlt an diesem Wochenende in Ulm.

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„Ich habe gemerkt, dass es keinen Sinn macht. Ich muss meine entzündeten Sehnen erst einmal richtig auskurieren“, sagte die WM-Zweite von 2011 der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Eigentlich sollte Müller zunächst als Titelverteidigerin nach Ulm und danach als Medaillenhoffnung zu den Europameisterschaften in Zürich reisen. Aber auch ohne sie haben bereits 93 Sportler die Norm für den Saisonhöhepunkt vom 12. bis 17. August in der Schweiz erfüllt. „Das wird das größte EM-Aufgebot seit 15 Jahren“, erklärte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) stolz. „Es ist eine hervorragende Ausgangsposition.“

Allerdings werden neben Müller EM-Medaillenaspiranten wie Weltmeister Raphael Holzdeppe, der WM-Dritte Björn Otto, die Olympia-Vierte Silke Spiegelburg (alle Stabhochsprung) oder der frühere Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo fehlen.

Trotzdem mangelt es in Ulm nicht an Spannung, heißen Duellen und brisanten Themen. Schließlich wird Markus Rehm als erster Behindertensportler im Weitsprung gegen Nichtbehinderte antreten. Außerdem wird es in manchen Disziplinen wie den 100 Metern der Männer, wo sechs Sprinter um die drei EM-Tickets kämpfen, rasant zugehen. Ähnliches gilt für den Frauen-Weitsprung, wo vier Athletinnen die drei Zürich-Starterinnen ermitteln müssen.

Allerdings stehen auch eine Reihe von Assen unter Zugzwang. Bei den Männern gibt es im Drei- und Hochsprung sowie Hammerwurf mit dem sechsmaligen deutschen Meister Markus Esser keine Normerfüller. Ebenso fehlen prominenten Läufern wie dem früheren EM-Zweiten Carsten Schlangen (1500 Meter) und Robin Schembera (800 Meter) noch Zehntelsekunden zur Erfüllung des EM-Richtwerts. Die letzte Chance bei den Frauen wollen Esther Cremer (200 Meter), Fabienne Kohlmann (800 Meter) oder Hindernisläuferin Jana Sussmann noch nutzen.

Gestartet werden die Meisterschaften mit einer Premiere, die es in sich hat. Schon am Freitag kämpfen die Kugelstoßer auf dem Ulmer Münsterplatz um ihre Titel. Doppel-Weltmeister David Storl steht dabei besonders im Blickpunkt. Den vierten Titel in Serie dürfte ihm keiner streitig machen. Gelingt dem Chemnitzer aber erstmals ein 22-Meter-Stoß? „Ulm wäre dafür ein schöner Ort“, sagte sein Trainer Sven Lang. Am vergangenen Sonntag beim Meeting in London fehlten noch drei Zentimeter zur magischen Marke.

Ein weiteres Novum sorgte bereits vor den Titelkämpfen für viel Aufsehen. Im Weitsprung wird am Samstag Markus Rehm als erster Behindertensportler an der Meisterschaft im Donaustadion teilnehmen. Nicht geklärt ist, ob seine Beinprothese ihm beim Sprung in die Sandkiste einen Vorteil verschafft. „Ich bin relaxed und werde versuchen, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen“, sagte der 25-jährige Leverkusener, der schon 7,95 Meter weit sprang. Schafft er in Ulm zehn Zentimeter mehr, würde er bei der EM-Norm landen.

Für DLV-Stars wie Diskus-Olympiasieger Robert Harting, Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler oder die ehemalige Speerwurf-Europameisterin Linda Stahl ist Ulm eher der letzte große Formtest für Zürich. Gemeinsam hat das Trio den Erfolg bei der Team-EM in Braunschweig feiern können. „Braunschweig hat gezeigt, dass wir auf breiter Front eine Vorwärtsbewegung haben. Der Sieg bei der Team-EM ist eine Visitenkarte für Zürich“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.

Vor zwei Jahren gewann Deutschland bei der EM in Helsinki die Medaillenwertung mit 16 Plaketten, davon sechs aus Gold. „Bei der Team-EM hat die deutsche Mannschaft Entschlossenheit, Willensstärke und vom Anfang an den Willen zum Sieg gezeigt“, sagte Kurschilgen. „Diesen Spirit und diese Überzeugung werden wir nach Zürich mitnehmen.“