Storl kratzt an 22-Meter-Marke: „Ulm wäre schöner Ort“

London (dpa) - David Storl klopft immer lauter an die Tür des Clubs der 22-Meter-Kugelstoßer. Der deutsche Doppel-Weltmeister näherte sich bei den Anniversary Games in London mit der persönlichen Bestleistung von 21,97 Meter auf drei Zentimeter der magischen Marke.

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„Das war ein großartiger Wettkampf“, freute sich der 23-jährige Chemnitzer nach dem starken Stoß zum Sieg am Sonntagabend. Für Trainer Sven Lang kam der Kugel-Coup nicht überraschend: „Bei dem Niveau, das er hat, muss man bei jedem Wettkampf damit rechnen, dass er die 22 Meter schafft.“

Vor seinem bärenstarken Auftritt hatte Storl nicht nur im Kraftraum und im Ring hart trainiert, sondern offenbar auch durch Ernährung richtig Power bekommen. Ein Foto auf seiner Facebook-Seite zeigt einen Gartengrill, auf dem vier dicke Steaks mit Knoblauchscheiben brutzeln. „Vor einem guten Wettkampf muss gut gegessen werden!“, postete der für jeden Schabernack zu habende Leichtathlet dazu.

Drei Zentimeter fehlen ihm noch für den Eintritt in den Club der 22-Meter-Stoßer, dem er sich bereits Ende Juni bei einem Meeting in Schönebeck mit 21,90 Meter genähert hatte. Auf dem Horse-Guard-Parade-Platz in London wuchtete Storl die Kugel 21,10, 21,35, 21,97 und 21,68 Meter weit. Da konnte sogar der Weltjahresbeste Joe Kovacs (USA), der in dieser Saison schon 22,03 Meter erreichte, mit 21,44 Meter nicht mithalten. „David hat große Stabilität gewonnen und kann deshalb noch mehr Dynamik in die Stöße bringen“, erklärte Lang.

Dies liegt nicht allein daran, dass der Kraftprotz aus Sachsen an seiner Technik gefeilt hat, sondern auch an dem Abspecken von 128 auf 122 Kilogramm. „Das Training fällt leichter“, sagte der 1,98 Meter lange Hüne, der sein Leistungspotenzial nicht ausgereizt hat. Wegen Knieprobleme musste er auf das Umspringen von einem auf das andere Beine bisher verzichten und im Ring die Stützstoß-Technik anwenden.

„Mit dem Umsprung sind noch mal 30 Zentimeter mehr drin“, erklärte Lang. Bei der deutschen Meisterschaften in Ulm, bei denen die Kugelstoß-Wettbewerbe am Freitag auf dem Münsterplatz ausgetragen werden, soll Storl erstmals wieder den Umsprung versuchen. Den vierten Meistertitel in Serie wird ihm aber so oder so keiner streitig machen können. Gelingt Storl schon in Ulm der ersehnte 22-Meter-Stoß? „Ulm oder Zürich wären schöne Orte dafür“, hofft Lang.

Zu den Europameisterschaften vom 12. bis 17. August in der Schweiz reist der Titelverteidiger als Topfavorit. „Es ist kein Selbstläufer, aber Tiefstapelei würde uns auch keiner abnehmen“, weiß Lang und fügte hinzu: „Er kann sich eigentlich nur selbst besiegen.“