Stabhochspringer Ecker trainiert für Olympia
Leverkusen (dpa) - Fast seine ganze Karriere hindurch plagten den Stabartisten Danny Ecker Verletzungen. Bei den Olympischen Spielen in London will er ein letztes Mal nach ganz oben springen.
Wenn Ecker die Liste seiner Verletzungen aufzählt, holt er erst einmal Luft. „Da brauchen Sie viel Papier“, sagt der Stabhochspringer aus Leverkusen. „Das hat sich durch meine ganze Karriere gezogen wie ein roter Faden.“ Zuletzt setzte ein Knochen-Ödem am Beugeransatz des rechten Beins den 34-Jährigen außer Gefecht. Ganze 17 Monate ließ er die Stäbe bis vergangenen Sommer ruhen, und auch die aktuelle Hallensaison muss ohne ihn stattfinden. So wird er nicht zu den deutschen Hallenmeisterschaften am Wochenende in Karlsruhe reisen und auf die Qualifikation für die Hallen-WM Anfang März in Istanbul verzichten.
Einen letzten, langen Anlauf will Ecker mit dem Stab trotzdem nehmen. „Olympia ist der Traum. Ich würde jetzt gerne mit einer Olympia-Teilnahme meine Saison beenden, mit einem krönenden Abschluss ein versöhnliches Ende finden“, sagt er. In Athen belegte er 2004 den fünften, in Peking 2008 den sechsten Platz. Leicht ist ihm der neue Anlauf nach der langen Pause nicht gefallen. „Das war schon ein sehr frustrierender Sommer.“ Im Herbst musste er deshalb in sich gehen und nach neuer Motivation suchen. „Vielleicht hätte ich schon längst aufhören sollen“, sagt der Sohn von Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl. Sollte er an den London-Spielen teilnehmen, steht fest: „Danach ist definitiv Schluss.“
Die Konkurrenz behält Ecker neben seinen Trainingsstunden auf der Leverkusener Fritz-Jacobi-Anlage fest im Blick. Den Dormagener Björn Otto etwa, der zuletzt mit seiner neuen persönlichen Bestleistung von 5,92 Metern auftrumpfte. Vom Bochumer Malte Mohr erwartet Ecker, dass er im Sommer „5,90 Meter wieder angreifen und vielleicht sogar noch höher springen“ könne. Auch das Potenzial junger Springer wie Karsten Dilla und Raphael Holzdeppe beeindruckt Ecker. „Das wird in jedem Fall nicht einfach.“
Als zweifacher deutscher Meister und dreifacher Hallenmeister gehört der von Leszek Klima trainierte Athlet zur nationalen Stabhochsprung-Spitze. Mit übersprungenen 6,00 Metern ist er bis heute deutscher Rekordhalter in der Halle. Umso erstaunlicher liest sich die lange Krankenakte: Ermüdungsbruch an der Lendenwirbelsäule, Leistenbruch, angerissene Achillessehne, massive Probleme im Handgelenk. Eine Operation an der Schulter ließ ihn 2002 ganze anderthalb Jahre aussetzen.
Als sehr verletzungsanfälliger Stabartist habe er in seiner Karriere auch Pech gehabt, erklärt Ecker im Rückblick auf seine 15 Jahre als Spitzensportler. „Es ist eine Typenfrage. Es gibt die kräftiger gebauten Athleten, die robuster sind, die alles Training wegstecken und selten Probleme bereiten.“ Mit einem schlaksig-drahtigen Körper wie seinem müsse man die Laufbahn dagegen oft früher beenden, sagt Ecker, und fragt sich: „Was hätte ich vielleicht erreichen können, wenn ich mal über einen längeren Zeitraum gesundgeblieben wäre?“
Sein 2001 aufgestellter nationaler Hallenrekord ist für ihn heute „sehr, sehr weit weg“. Die Norm für die London-Spiele ist mit 5,72 Meter eine erreichbare Höhe, doch um gegen die nationale Konkurrenz bestehen zu können, dürfte Ecker wohl 5,80 Meter überspringen müssen. Einen Glücksstab als Talisman hat er nicht mehr. Sein Lieblingsstab war beim ISTAF in Berlin 2008 gebrochen. „Bei dem hatte ich einfach ein Gefühl von Sicherheit. Den hätte ich bei jeder Tag- und Nachtzeit eingestochen, bei jedem Wetter.“ Ecker ist sich dennoch sicher: „Alles, was ich brauche, ist Gesundheit und einen roten Faden.“