Medaillen sind nicht alles: Ecker-Rosendahl wird 65
Düsseldorf (dpa) - Heide Ecker-Rosendahl war das Gesicht der Olympischen Spiele 1972 in München. Ihre Markenzeichen waren die bunten Ringelsocken, die Nickelbrille und die wippende Bewegung vor dem Anlauf zum Weitsprung.
Als Doppel-Olympiasiegerin und durch ihr Engagement für die Leichtathletik wurde sie zu einer der großen Sportlerpersönlichkeiten in Deutschland. „Man soll den Wert einer Leistungssportkarriere nicht allein anhand von Medaillen messen“, sagt Rosendahl-Ecker, die am 14. Februar 65 Jahre alt wird, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Keine andere Athletin hat den München-Spielen vor knapp 40 Jahren so ihren Stempel aufgedrückt wie die Leverkusenerin. Fünf Tage hatte der Gastgeber bei Olympia 1972 auf die erste Goldmedaille warten müssen, bis Heide Rosendahl im Weitsprung im ersten Versuch auf 6,78 Meter für den Befreiungsschlag sorgte.
Zum Idol und Star wurde sie aber durch das zweite Gold in der Weltrekordzeit von 42,81 Sekunden mit der 4 x 100-Meter-Staffel: In einem legendären deutsch-deutschen Duell lief das Quartett um Rosendahl der hochfavorisierten DDR-Formation davon. Den dritten Olympiasieg verpasste die Top-Athletin im Fünfkampf gegen die Britin Mary Peters nur um zehn Punkte. In München erlebte sie als Zeitzeugin des Palästinenser-Anschlags auf das olympische Dorf aber auch eine der bittersten Stunden ihrer Karriere. „Das Attentat hat einen gedanklich total aus der Bahn geworfen“, sagt sie im Rückblick auf den 5. September 1972.
Noch heute ist die Popularität Heide Ecker-Rosendahls ungebrochen. 2011 wurde sie in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen und mit der „Goldenen Sportpyramide“ ausgezeichnet. „Dazu haben ich nie bewusst beigetragen“, meint die 30-malige deutsche Meisterin bescheiden. „Viel hat daran gelegen, dass die Spiele im eigenen Land stattgefunden haben.“
Geschadet hat ihr auch nicht, dass sie noch im Olympia-Jahr ihren Rücktritt für 1973 ankündigte - und im Alter von nur 26 Jahren ihre Laufbahn beendete. Bedauert hat Ecker-Rosendahl dies im Nachhinein nur aus einem Grund: „Ich habe im Sport alles erreicht, nur ein Ding nicht: Ich wäre gern noch einmal sieben Meter gesprungen.“
So blieben 6,84 Meter als Bestweite stehen: Bei der Universiade 1971 in Turin stellte sie damit einen Weitsprung-Weltrekord auf. Keinen Zweifel ließ die „Sportlerin des Jahres“ von 1970 und 1972 daran, dass sie „von ganzem Herzen“ eine Mehrkämpferin gewesen ist: „Für nur eine Disziplin bin ich zu keinem Meeting gefahren.“
Für die Olympischen Spiele in London drückt Ecker-Rosendahl, die mit dem ehemaligen Bundesliga-Basketballer John Ecker verheiratet ist, den Leichtathleten die Daumen. „In Peking 2008 gab es nur eine Silbermedaille, vielleicht ist in London das Glück ja wieder da.“ Das hofft sie besonders für ihren Sohn Danny Ecker. Der lange verletzte Stabhochspringer nimmt für die London-Spiele seinen letzten Anlauf.
Eine klare Meinung hat die einstige Athletenbeauftragte und Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zum Thema Doping: „Wenn jemand massiv betrügt, soll man ihn für immer rausnehmen.“