Olympia als Ziel: Nytra und Sailer wieder da
Karlsruhe (dpa) - Verena Sailer und Carolin Nytra gehören zu den größten Stars der deutschen Leichtathletik. Beide sprinteten 2010 in die Weltspitze, beide fielen 2011 monatelang aus. Jetzt sind sie wieder da.
Ihr nächster Start ist am Sonntag in Karlsruhe, ihr Ziel heißt Olympia.
Über Hürden zu laufen ist für Carolin Nytra wie Fahrrad fahren, sagt sie. „Wenn man es einmal gelernt hat, verlernt man es nicht mehr.“ Für die Hallen-Europameisterin und deutsche Serienmeisterin im Hürdensprint ist das eine beruhigende Erkenntnis, denn am Sonntag wird sie beim großen Hallen-Meeting in Karlsruhe ihr Comeback nach einer langen Verletzungspause feiern. „Kribbelig wie vor zig Jahren“ fühle sie sich, meint Nytra. Ihre Teamkollegin Verena Sailer kennt das nur zu gut. Die Europameisterin über 100 Meter hat erst im Januar die gleiche Leidensgeschichte hinter sich gebracht.
Auch Sailer wird in der Europahalle an den Start gehen, die Parallelen zwischen den beiden Sprinterinnen von der MTG Mannheim sind bemerkenswert. Beide stießen 2010 in die Weltspitze vor, als Sailer bei der Leichtathletik-EM in Barcelona den Titel und Nytra über 100 Meter Hürden die Bronzemedaille gewann. Beide wurden aber nur ein Jahr später äußerst schmerzhaft aus den bislang besten Phasen ihrer Karrieren gerissen. Sailer musste monatelang wegen Beschwerden an der Achillessehne pausieren, Nytra plagten Rücken-Probleme.
Nun sind beide wieder da und gehen auch die Olympia-Saison 2012 im Gleichschritt an. Die großen Ziele sind die Spiele in London sowie die Freiluft-EM in Helsinki im Sommer. Die Hallensaison dient nur dazu, sich erst einmal wieder Wettkampfpraxis zu verschaffen. „Ich kann wirklich nicht einschätzen, was da am Sonntag herauskommen wird“, meint Nytras Trainer Rüdiger Harksen. „Aber das Ergebnis ist für uns sekundär. Entscheidend ist, dass Caro wieder ihre Wettkampftauglichkeit nachweist. Durch Wettkämpfe wird man besser.“
Sailer hat genau diese Erfahrung gemacht in den vergangenen Wochen. „Ich bin endlich wieder schmerz- und verletzungsfrei“, erzählt die 26-Jährige, die reinen Fitnesswerte waren schon vor ihrem Comeback im Januar wieder „im Soll“. Dennoch fühlte sie sich bei ihrem ersten Rennen in Sindelfingen „ein bisschen wie auf rohen Eiern. Training und Wettkampf sind eben doch zwei Paar Schuhe“.
Nur ein Rennen später unterbot die Sprinterin sogar schon wieder die Norm für die Hallen-WM im März. Aber ob sie in Istanbul auch wirklich an den Start gehen soll, weiß sie noch nicht. „Ich bin nicht begeistert von dieser Idee“, sagt Sailers Trainer Valerij Bauer. „Sie braucht mindestens drei Monate Vorbereitung für einen erfolgreichen Sommer. Und die Hallen-WM liegt dafür viel zu spät.“
Die entscheidende Frage ist ohnehin, ob oder wie schnell es Sailer und Nytra wieder zurückschaffen in die Weltspitze. Wurden sie durch ihre langen Verletzungspausen zu weit zurückgeworfen? Oder sind sie womöglich bald besser weil ausgeruhter als je zuvor?
„Ich bin absolut zuversichtlich, dass wir im Sommer eine Top- Performance abliefern können“, sagt Harksen. „Caro hat einen ganz, ganz langen Aufbau gemacht und gezielt ihre Schwachstellen gestärkt. Das erlaubt ihr bestimmt, in Leistungsbereiche vorzustoßen, in denen sie schon einmal war oder die vielleicht sogar noch besser werden.“ Nytra sieht das ganz ähnlich: „Wer weiß, für welches entscheidende Tausendstel mein Körper eventuell die Energie gespart hat?“