Stalker gesteht: Friedrich vor Olympia im Auf und Ab

Stuttgart (dpa) - Eine optimale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele sieht sicher anders aus. Erst wurde kritisiert, dass Ariane Friedrich nur dank einer Ausnahmeregelung nach London reisen darf.

Und jetzt holt die beste deutsche Hochspringerin gut eine Woche vor dem Beginn der Spiele auch noch die unappetitliche „Facebook-Affäre“ aus dem Frühjahr wieder ein. Ihr mutmaßlicher Stalker hat gestanden, Friedrich im Internet beleidigt und mit obszönen Nachrichten bedrängt zu haben. So soll der Mann aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf in Hessen der 28-Jährigen unter anderem per E-Mail ein Foto seines Geschlechtsteils angeboten haben. „Seine Angaben sind ausreichend für einen Tatnachweis“, sagte die Marburger Staatsanwältin Annemarie Wied. Gegen den 38 Jahre alten Mann wurde ein Strafbefehl erlassen. Er muss eine Geldstrafe von 1050 Euro zahlen.

Für Wirbel hatte im April aber weniger diese Tat selbst, als vielmehr Friedrichs Reaktion darauf gesorgt. Die WM-Dritte von 2009 machte die Belästigung auf Facebook öffentlich und nannte dabei sogar den Namen und Wohnort ihres zum damaligen Zeitpunkt ja nur mutmaßlichen Stalkers. Dafür wurde sie zum Teil massiv kritisiert. Im Raum standen der Vorwurf der Selbstjustiz und die Frage, warum ausgerechnet eine Polizeikommissarin, die Friedrich im Hauptberuf ist, das Internet als Pranger nutzt.

Diese Affäre passte nur zu gut in eine Saison, in der für die deutsche Rekordhalterin (2,06 Meter) bislang nichts so lief, wie sie sich das nach ihrem Comeback nach langer Verletzungspause (Achillessehnenriss) vorgestellt hatte. Seit diesem Wirbel geht Friedrich der Öffentlichkeit aus dem Weg, sie gibt kaum noch Interviews und wechselt permanent ihren Trainingsort.

Die sportliche Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele hat sie verpasst, weil sie bei zahlreichen Wettkämpfen an der früher für sie selbstverständlichen Höhe von 1,95 Meter scheiterte. Und wie zur vorläufigen Krönung dieses so harten Jahres musste die Frankfurterin im Juni auch noch ihren Start bei den Europameisterschaften in Helsinki absagen. Friedrich hatte sich den Magen verdorben.

„Ich bin zum Kopfmenschen mutiert, aber eigentlich muss ich den Kopf ausschalten“, beschrieb sie ihr Dilemma in dieser Saison einmal. Die Unterstützung der Verbände ist ihr immerhin sicher. „Bei Ariane Friedrich wissen wir, dass sie trotz ihrer großen Verletzungsprobleme in der Lage ist, in London vorne mitzumischen“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach.