Zehnkämpfer Eaton: Verregneter Härtetest mit Bratwurst
Mörfelden (dpa) - Völlig entspannt gönnte sich Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton eine Bratwurst. Alles läuft nach Plan für den Olympia-Favoriten aus den USA, auch wenn kühle Temperaturen und teilweise heftiger Regen den Test-Dreikampf „Meet the Champions“ im südhessischen Mörfelden störten.
Eaton und sein Landsmann Trey Hardee, Weltmeister von 2009 und 2011, bereiten sich seit einer Woche in Marburg auf die Olympischen Spiele vor. Für das Duo zählt nur: „Gold und Silber für die USA in London.“
Der 24-jährige Eaton lobte in der zum Pressezentrum umfunktionierten Vereinsgaststätte der LG Mörfelden die „familiäre Atmosphäre“ sowie die „enge Verbundenheit zwischen den Sportlern“. Der höfliche und sympathische Leichtathlet ist einfach froh, „dass ich mich in aller Ruhe auf London vorbereiten kann“. In heimischen Gefilden sei dies nicht möglich. „Außerdem“, erklärte Eaton, „ist Marburg einfach näher an den Spielen dran“.
In seiner Heimatstadt Eugene/Oregon hatte er am 23. Juni bei den US-Trails einen Weltrekord aufgestellt: 9039 Punkte - an zwei Regentagen. Seitdem ist der Rummel groß um den einstigen Psychologiestudenten.
So kurz vor den Sommerspielen heißt es Kräfte und Nerven sparen. Den geplanten Dreikampf mit 110 Meter Hürden, Diskuswurf und Stabhochsprung in Mörfelden absolvierte Eaton vor 800 Zuschauern auf Sparflamme. Den Hürdensprint ließ Eaton gleich mal aus. Beim Stabhochsprung stieg er bei 4,94 Metern ein und riss die Latte dreimal. Den Diskus schleuderte er aber auf 46,53 - fast vier Meter weiter als bei seinem Weltrekord.
In der Endabrechnung belegte der Amerikaner mit 798 Punkten den letzten Platz. Auch der vier Jahre ältere Hardee sah das Ergebnis als nebensächlich an. Er wollte wie Eaton kein unnötiges Verletzungsrisiko eingehen. So gewann der Leverkusener Johannes Hock mit 2478 Punkten vor Jan-Felix Knobel (Frankfurt/2477). Der Lokalmatador war neben Rico Freimuth (Halle/Saale) einer von zwei deutschen Olympia-Teilnehmern, die sich im Waldstadion eingefunden hatten.
Hardee, dessen rechtes Schulterblatt die fünf olympischen Ringe als Tattoo verzieren, wurde mit 1759 Punkten auf Rang neun gelistet. Der 1,96-Mann aus dem US-Bundesstaat Alabama hatte den Stabhochsprung nur noch als Zuschauer verfolgt. Am kommenden Wochenende beim Ländervergleich zwischen Deutschland und den USA in Marburg wollen Eaton und Hardee noch einen Härtetest bestreiten, ehe es unmittelbar danach zur „Operation Gold“ in die britische Hauptstadt geht. „Wer in London am besten mit dem Druck umgehen kann, der gewinnt“, prophezeite Eatons Trainer Harry Marra.