Storl verpasst Kugelstoß-Gold um 26 Zentimeter
Sopot (dpa) - Kugelstoß-Hüne David Storl hat das ersehnte Gold verpasst und die achtjährige Titelflaute der deutschen Leichtathleten bei Hallen-Weltmeisterschaften nicht stoppen können. 26 Zentimeter - zwei Kugeldurchmesser - fehlten dem 23 Jahre alten Chemnitzer in Sopot zum Triumph.
Erneut schnappte ihm Titelverteidiger Ryan Whiting die Goldmedaille weg. Der Amerikaner, vor zwei Jahren in Istanbul nur 12 Zentimeter vor seinem deutschen Dauerrivalen, gewann diesmal mit 22,05 Metern. Storl musste sich mit 21,79 in seinem achten Hallenwettkampf dieser Saison erstmals geschlagen geben. Bronze erkämpfte überraschend der Neuseeländer Tomas Walsh (21,26).
„Die Medaille ist okay. 22 Meter habe ich mir mit meinem Trainer vorgenommen, aber mit 21,79 kann man zufrieden sein“, sagte Storl. „Nach dem zweiten Versuch wollte ich einfach zu viel und habe dann unsauber gestoßen“, fügte der WM-Zweite hinzu.
Zur neuen Fünfkampf-Königin unterm Hallendach krönte sich in der ersten von 26 WM-Entscheidungen überraschend die Niederländerin Nadine Broersen mit der Jahresweltbestleistung von 4830 Punkten.
Bei sechs Versuchen im Finale wollte Mitfavorit Storl „volles Risiko“ gehen. Der 125-Kilo-Mann, der mit 21,24 Meter in der Qualifikation der Beste war, legte in der Ergo Arena gleich mal 21,35 vor und beeindruckte die Konkurrenz dann mit 21,79 - Saisonbestleistung. Doch Whiting konterte in der vierten Runde: 22,05 Meter! Und Storl zeigte Nerven: drei ungültige Versuche. Das war's.
Storl war 2011 in Daegu zum jüngsten Kugelstoß-Weltmeister der Leichtathletik-Geschichte aufgestiegen und hatte seinen Freiluft-Titel 2013 in Moskau verteidigt. Letzter deutscher Hallen-Weltmeister war bis dato der Berliner André Niklaus, der 2006 in Moskau überraschend Gold im Siebenkampf eroberte.
Auch die anderen deutschen Asse lieferten respektable Leistungen ab. Weitspringer Christian Reif, mit 29 Jahren der „Oldie“ im 20-köpfigen DLV-Team, 1500-Meter-Mann Homiyu Tesfaye und Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch qualifizierten sich bereits für die Finals. Die Hürdensprinterinnen Nadine Hildebrand und Cindy Roleder stürmten ebenso ins Halbfinale wie 60-Meter-Mann Lucas Jakubczyk mit der zweitbesten Vorlaufzeit (6,57 Sekunden).
Als Storl noch im Ring stand, gab es schon tosenden Beifall für die erste Siegerin: Nadine Broersen, erst 23 Jahre alt, wurde von den 6000 Zuschauern in der Ergo Arena stürmisch gefeiert. Die Silbermedaille im Fünfkampf gewann Brianne Theisen Eaton aus Kanada - Ehefrau von Zehnkampf-König Ashton Eaton - mit 4768 Zählern, Dritte wurde Alina Fjodorowa (4724) aus der Ukraine. Claudia Rath landete im Feld der besten acht Fünfkämpferinnen auf einem respektablen fünften Platz. Mit 4681 übertraf die Frankfurterin ihre persönliche Bestleistung gleich um 342 Punkte.
Nach vier Siebenkampf-Disziplinen führte wie erwartet der haushohe Favorit Ashton Eaton. Der Zehnkampf-Olympiasieger und Weltrekordler hatte sich mit 3653 Punkten schon deutlich vom zweitplatzierten Weißrussen Andrei Krautschanka (3583) abgesetzt. Bester Deutscher war nach dem ersten Tag Kai Kazmirek (Neuwied) als Sechster mit 3358 Zählern.